Weniger Pfarrpersonal prägt die kommenden Jahre
Synodalvorstand des Dekanats Nassauer Land stellt Kirchenvorständen Planung ab 2020 vor
RHEIN-LAHN. (20. August 2018) Während eines gut besuchten Treffens informierte der Dekanatssynodalvorstand (DSV) des evangelischen Dekanats Nassauer Land Kirchenvorstände über die anstehende „Pfarrstellenbemessung“. Diese legt fest, wie die dem Dekanat zur Verfügung stehenden Pfarrstellen ab dem Jahr 2020 in den Kirchengemeinden zwischen Eppenrod, Lahnstein und Lorch am Rhein verteilt werden.
Spätestens nächstes Jahr muss die Synode des Dekanats über den Sollstellenplan entscheiden. „Etwas Zeit haben wir noch, aber wir möchten frühzeitig die Kirchengemeinden einbinden und ihnen erste Vorschläge vorstellen“, begrüßte DSV-Vorsitzende Anja Beeres die Gäste im Dorfgemeinschaftshaus von Geisig. Dekanin Renate Weigel machte in der Halle bewusst, wie groß das Dekanat ist und welche Regionen es dort gibt, indem sie die Anwesenden bat, sich in geografischer Relation zueinander zu positionieren.
Die Mitgliederzahl des Dekanats (zu 80 Prozent) und dessen Fläche (zu 20 Prozent) sind die zwei Faktoren, wie viele Pfarrstellen einem Dekanat zur Verfügung stehen. Oberkirchenrat Jens Böhm, Personaldezernent der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), erläuterte den Anwesenden Rahmenbedingungen der Entwicklung. Die künftige Bemessung der Pfarrstellen orientiert sich zum Einen an der demografischen Entwicklung der Gemeindegliederzahlen, die zurzeit um 1,4 Prozent im Jahr abnimmt. Zum Andern werden in den nächsten Jahre deutlich mehr Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert als eingestellt werden können – etwa 80 bis 100 Pensionierungen stehen erwarteten 40 bis 50 Neueinstellungen gegenüber. Erst nach 2030 werden voraussichtlich wieder mehr Pfarrerinnen und Pfarrer eingestellt werden können als in den Ruhestand gehen.
Der Landeskirche sei eine Anpassung mit Kontinuität wichtig. Bereits seit 1990 hält sich die Zahl an Gemeindegliedern pro Pfarrer fast konstant bei zirka 1600. Damit liegt die EKHN bundesweit im Verhältnis von Gemeindegliedern zu Gemeindepfarrstellen in der unterer Hälfte. Zum Vergleich: Die Evangelische Kirche im Rheinland rechnet knapp 3000 Mitglieder pro Pfarrstelle. Um die bevorstehende Diskrepanz zwischen Pfarrstellen und Pfarrpersonal ab 2020 abzufedern, sollen unter anderem 1,5 Prozent der regionalen und gesamtkirchlichen Pfarrstellen für andere Berufsgruppen geöffnet werden. Pro Jahr werde darüber hinaus mit einem Abbau von 1,4 Prozent an Pfarrstellen kalkuliert..
Freilich sei ein solcher Veränderungsprozess mit emotionalen Auswirkungen verbunden wie Wut, Frustration und Trauer, so Böhm, hoffentlich nach einem „Tal der Tränen“ aber ebenso mit Neugier und neuem Selbstvertrauen. Schließlich eröffneten sich neue Gestaltungsprozesse, in denen Kooperationen erweitert werden können; „um miteinander mehr zu erreichen“ sollen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um Pfarrerinnen und Pfarrer und ehrenamtlich Mitarbeitende von Verwaltungsarbeiten zu entlasten.
Konkret stehen dem Dekanat bis Ende 2024 insgesamt 36 Gemeindepfarrstellen zu. Wie die verteilt werden könnten, stellte der DSV in kleinen Gruppen vor. Ihm ist dabei wichtig, dass es eine gewisse Vergleichbarkeit unter den Pfarrstellen sowie in der Arbeitsbelastung der Kirchenvorstände gibt. So schwanken derzeit die Mitgliederzahlen für eine Pfarrstelle zwischen 800 in Kaub/Lorch und beispielsweise 1830 in Hahnstätten; dabei sind Besonderheiten wie die Verwaltung von Kindergärten, die Zahl von Kirchengebäuden und Ortsgemeinden gar nicht berücksichtigt. Richtschnur und Handlungsrahmen könne die von der Landessynode gemachte Vorgabe sein; sie empfiehlt für 750 bis 1250 Mitglieder eine halbe und für 1500 bis 2500 Mitglieder eine volle Stelle. Zum Anderen hat der DSV bei der Planung der Stellen auch deren Attraktivität im Sinn, damit sich Pfarrpersonal dafür bewirbt. „Pfarrstellen, die jetzt vakant sind, müssen für die Zukunft sicher sein, damit sie interessant werden“, heißt es in der Vorlage, über die die Kirchenvorstände sprachen.
Hilfreich sei bei der Verteilung der Stellen zudem der Blick auf die neun Regionen, in die sich das Dekanat der Lebenswirklichkeit der Menschen entsprechend aufteilen lasse und die auch Kooperationen ganz praktisch ermöglichen. Bewusst ist dem DSV gleichzeitig, dass in einer ländlichen Region wie dem Dekanat Nassauer Land keine Stellenvereinheitlichung nur nach Mitgliederzahlen möglich ist. Außerdem wurde noch einmal betont, dass die Pfarrstellenbemessung nicht mit der Fusion von Kirchengemeinden zu verwechseln ist, über die die Kirchengemeinden selbst entscheiden müssen.
Sehr engagiert diskutierten die Anwesenden die vorgestellten Überlegungen; von Kürzungen betroffene Gemeinden konnten den Schritt sogar durchaus nachvollziehen, wenn auch nicht ohne Schmerzen. „Wir sehen ja die Entwicklung und Zahlen und wissen, dass wir auf keiner Insel der Glückseligkeit leben“, meinte ein Kirchenvorsteher. Andere sahen neue Möglichkeiten: „Da schmoren wir gar nicht mehr nur im Saft unserer eigenen Gemeinde, sondern bekommen Anteil an dem, was andere machen.“
Am Ende stand die Verabredung, nach den Sommerferien erneut zusammenzukommen, um nach einer Zeit des Nachdenkens den Vorschlag für die Pfarrstellenbemessung noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. „Wenn wir so offen miteinander reden und arbeiten können wie an diesem Abend, ist mir um die Zukunft des Dekanats nicht bange“, zog Dekanin Renate Weigel ein Fazit. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Auf große Resonanz stieß die Infoveranstaltung über die Verteilung von Pfarrstellen im Dekanat Nassauer Land ab dem Jahr 2020.
Oberkirchenrat Jens Böhm gab einen Überblick über die Entwicklung von Mitgliederzahlen und Pfarrpersonal in den kommenden 20 Jahren in der hessen-nassauischen Landeskirche. Fotos: © becrima

Wenn Braubrüder erzählen – Zu Gast in der kleinsten Hausbrauerei des Landes
Fastaktion des Dekanats Nassauer Land öffnete zum Abschluss regionales Kleinod in Dausenau
DAUSENAU/RHEIN-LAHN. (4. April 2023) Duzenowe, so hieß Dausenau, der kleine Ort an der Lahn zwischen Nassau und Bad Ems, früher. Mittlerweile ist aus dem dialektisch-geprägten Namen der allseits bekannte Name „Dausenau“ geworden. Geblieben ist die historisch verankerte Bierbrautradition sowie der dazugehörige Verein Braukultur Duzenowe e.V.. Im Rahmen der diesjährigen Fastenaktion „7 Wochen regional, fair, klimafreundlich“, organisiert von Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung, erhielten Nachhaltigkeitsinteressierte eine kleine Einführung in das regionale Brauereihandwerk und den Prozess der Bierherstellung.
Begonnen hatte alles im Jahre 2002 mit dem Testen unterschiedlicher Brauarten. Nachdem die begeisterten Hobbybrauer eine große Menge an Rezepten ausprobiert hatten und sich im historischen Bierbrauen bestens auskannten, wurde 2007 für die mittlerweile öffentlich zugelassene Brauerei eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts begründet. Das Vorhaben etablierte sich schnell, fand schon damals in der Region großen Zuspruch. Als dann neue Betriebsauflagen von Seiten des Amts in den Raum traten, wurden die hierdurch erforderlichen Neuerungen innerhalb der Brauerei jedoch so teuer, dass sie sich nicht mehr lohnte. Aufgeben wollten die Braubrüder von Dausenau dennoch nicht. Eine Scheune, die ihnen zum Unterstellen ihrer Ausrüstung vom Bürgermeister zur Verfügung gestellt worden war, wurde bald darauf zum privaten Bierbrauen genutzt. 2018 gründete sich daraus der heutige Brauereiverein, der es sich zur Hauptaufgabe machte, die traditionelle Braukunst zu lehren und so vor dem Aussterben zu bewahren.
Die Örtlichkeit war jedoch nicht nur in dieser Hinsicht von historischer Bedeutung, sondern auch hinsichtlich ihrer Architektur. Neben der dort praktizierten traditionellen Braukunst, schließt die Scheune, die den Verein mittlerweile beheimatet, direkt an die historische Stadtmauer von Dausenau an. Nur drei der vier Wände des Innenraumes sind miteinander verbunden, die ehemalige, insgesamt einen Kilometer lange Stadtmauer bildet nahezu unverändert die vierte Seite des rechteckigen Gastraums.
An der Rückwand des einladend eingerichteten kleinen Innenraums prangt ein überlebensgroßes Hexagramm. Wer sich mit historischer Brauereikultur nicht auskennt, könnte schnell auf die Idee kommen, es handle sich hierbei um einen Davidstern. Schnell könnte sich derjenige fragen, welche Bedeutung solch ein Stern in einer historischen Brauerei haben könnte und ob dies sehr positiv oder besonders negativ zu werten sei. Nein, klärt Hans-Peter Hütter, erster Vorsitzender des Vereins, auf, es handle sich vielmehr um das traditionelle Brauersymbol, das heute vor allem in Süddeutschland im Umfeld von Brauereien betrachtet werden könne. Die oberen drei Spitzen des sternförmigen Gebildes stünden für die drei benötigten Elemente des Bierbrauens: Feuer, Wasser und Luft. Die unteren drei Zacken symbolisierten die anfangs bekannten Zutaten: Wasser, Malz und Hopfen. Andere Theorien besagen, das Symbol stamme von den Alchemisten, den Vorgängern der Braumeister, und solle zum Schutz vor Feuer und Brandgefahr dienen, denen die Bierbrauer früher wohl besonders oft ausgeliefert waren.
Miete muss der Verein dem Ort Dausenau für seine Scheune heute nicht zahlen, schließlich ist die gute Werbung, die die angesehene örtliche Braukunst durch Verkostungen, Vorträge und vor allem durch die regelmäßig veranstalteten Brautage macht, Bezahlung genug. „Hunderte von Leuten“ wären bereits allein aufgrund der Brauerei in den Ort geströmt, bekräftigt Matthias Metzmacher.
Nach dieser kurzen Einführung wird mithilfe eine leicht verständlichen Power-Point-Präsentation der historische Brauprozess erläutert. Der dafür essentiell benötigte Braukessel sei aus heutiger Perspektive der „historische Thermomix“ von damals gewesen, so Hütter. Von der Wäsche bis hin zum Bierbrauen sei er für alle alltäglichen Zwecke genutzt worden. Heute ist das natürlich nicht mehr notwendig.
Von der grundsätzlichen Vorgehensweise her, gäbe es zwischen der kleinen Hausbrauerei in Dausenau und der Herangehensweise großer Brauereien kaum Unterschiede, lediglich die Optimierung des Prozesses sei eine andere. Aus ihrem verwendeten Rezept machen die Duzenower Bierbrüder und mittlerweile auch -schwestern kein Geheimnis. Auch wenn das Rezept immer in ähnlicher Weise durchgeführt werde, würde das dabei entstehende Bier sowieso jedes Mal ein bisschen anders schmecken. Durch das historische Reinheitsgebot, nach dem nur noch aus Gerste, Hopfen und Wasser Bier gewonnen werden durfte, kam es immerhin nicht mehr zu Wahnzuständen nach dessen Genuss. Giftige Zugaben, wie Bilsenkraut, waren hierdurch verboten. Dennoch war die damalige Qualität des Bieres im Vergleich zu heute eine wesentlich andere, viel Wissen über die chemischen Mechanismen und den Variantenreichtum beim Brauen haben sich die Menschen erst im Laufe der letzten Jahrtausende angeeignet.
Wasser als ein Hauptelement im Brauprozess bezieht der Verein mittlerweile aus zwei regionalen Quellen des Kaltenbachs. Das jeweilige verwendete Wasser bestimme den Charakter des Bieres, während das Malz vorrangig für dessen Farbe zuständig sei, erläutert Peter Hütter. Dass Expertise beim Bierbrauen über alles geht, wird deutlich, als Hütter über den stufenreichen, anspruchsvollen Brauprozess referiert. Von Anfang bis Ende entscheiden oft schon wenige Grad Celsius darüber, ob das Endprodukt ein Spitzenbier oder ungenießbar wird. Damit allerdings nicht genug, auch „peinliche Sauberkeit“ und Hygiene im Herstellungsprozess bestimmten den Geschmack des Bieres schlussendlich mit. Fehler können von ungenießbaren Getränken und Kopfweh bis hin zu ernsthaften körperlichen Beschwerden führen. Bierbrauer, ein ganz schön anspruchsvoller Job also.
Bierbrauen ist aber nicht nur im Hauptamt eine langwierige Tätigkeit, auch die Dausenauer Hobbybrauer verwenden so manchen Sonntag auf diese zeitintensive Tätigkeit. Schließlich darf der Brauprozess zu keinem Zeitpunkt unüberwacht bleiben, fast ständig muss gerührt, nachgefeuert oder abgekühlt werden. „Deshalb seid ihr nicht im Gottesdienst“, lacht Pfarrer Metzmacher verständnisvoll.
Doch damit nicht genug. Ein Traum des Vereins ist ein eigener Gewölbekeller zur Lagerung der erfrischenden Kaltgetränke. Ein anderer, im sogenannten Schalander, so heißt der historische Pausenraum der Bierbrauer und auch heute die Gaststube im oberen Teil der Scheune, eine Kulturscheune mit einer Bühne für Vorträge und Livemusik ins Leben zu rufen.
Dass auch das Treberbrot, das aus den Überresten im Bierbrauprozess hergestellt wird, köstlich schmeckt, davon konnten sich die Besucher überzeugen, die während des Vortrags und auch beim gemütlichen Beisammensitzen danach mit Speis und Bier bestens versorgt wurden. Die nächste Möglichkeit, sich vom guten Geschmack der traditionellen Bierbrauweise in Dausenau zu überzeugen, bietet sich am 13. Mai 2023. An diesem Tag findet der Dausenauer Garagen-Flohmarkt statt, dazu veranstaltet Bierkultur Duzenowe e.V. einen Brautag. Außerdem feiert Dausenau in diesem Jahr ein Jubiläum zum Erhalt seiner Stadtrechte 1348. Beim großen Jubiläumstreiben am 22. Und 23. Juli 2023 werden auch die Bierschwestern und -brüder tatkräftig mitmischen.
Der Verein trägt neben dem Erhalt der Tradition auch tatkräftig zum Klimaschutz und dem Verkauf regionaler Produkte bei. Zum Dank für dieses Engagement überreichte Pfarrer Metzmacher zum Ende des Vortrags nachhaltige Produkte der vorigen Aktionsstationen von „7 Wochen regional, fair, klimafreundlich“, unter anderem eine Kerze aus der Herstellung der Stiftung Scheuern und fair gehandelte Schokoladen aus dem Eine-Welt-Laden in Nastätten. Lena Rapp
Zu den Fotos:
Letzte Station der diesjährigen Fastenaktion des Dekanats Nassauer Land unter dem Motto „7 Wochen regional, fair, klimafreundlich“ war die Haubrauerei in Dausenau. Die Betonung lag dabei auf „regional“ und es durfte trotz Fasten auch gekostet werden. Fotos: © Lena Rapp
Hier können Sie ein Flugblatt mit zusätzlichen Informationen zu nachhaltigem Verhalten herunterladen.
Hier finden Sie einen Beitrag zum Auftakt der Aktion an der Fairteiler-Station in Eppenrod.
Hier finden Sie einen Bericht zu den einfach zu installierenden Balkonkraftwerken.
Hier finden Sie einen Bericht über den Besuch des Eine-Welt-Ladens in Nastätten.
Hier finden Sie einen Bericht zum Besuch des Wasserkraftwerks in Bad Ems.