
Das war 2018: Erinnerungen im Dekanat Nassauer Land
RHEIN-LAHN. (29. Dezember 2018) Wir leben in schnelllebiger Zeit. Was gestern noch Schlagzeilen und Gemüter bewegte, ist morgen bereits Schnee von gestern, übermorgen längst vergessen, damit es im neuen Jahr wieder zum aktuellen Aufreger mutieren mag. Auch wenn das übertrieben scheint: das Schema unserer Medienwelt fördert das Vergessen. Zwar ging die Zahl der Neuigkeiten, die auf der Homepage von Websites täglich wechseln, 2018 leicht zurück; aber ertappen wir uns selbst nicht oft bei der Frage, wie lange welches Geschehen schon zurückliegt, ob weltweit oder in nächster Nähe? Vielleicht kann der folgende kleine Rückblick aufs Jahr 2018 im Evangelischen Dekanat Nassauer Land etwas zum Entschleunigen wie zum bewussten Erinnern beitragen.
Dekanat übernimmt Kita-Trägerschaft
Das Jahr 2018 beginnt fürs Dekanat Nassauer Land mit einer neuen Aufgabe, die zu den bedeutendsten Veränderungen in der Geschichte dieser kirchlichen Ebene zählt: Es wird Trägerin von 14 Kindertagesstätten, die bis dato in Trägerschaft evangelischer Kirchengemeinden standen. Damit sollen Kirchenvorstände entlastet werden, die angesichts immer komplexerer gesetzlicher Vorgaben die Verwaltung der Kitas als Zeitfresser empfinden; die Übernahme soll verhindern, dass sich die evangelische Kirche ganz aus der Bildungsarbeit in Kindertagesstätten zurückzieht. Gabriele Scholz übernimmt die Geschäftsführung der evKiD (Evangelische Kitas in Dekanatsträgerschaft) Nassauer Land.
Abschied und Neubeginn
Wie in jedem Jahr gab es auch 2018 wieder in einigen Kirchengemeinden sowie im Dekanat Pfarrpersonen und Mitarbeitende zu verabschieden und willkommen zu heißen. Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Nassauer Land, übernahm zusätzlich die Aufgabe der Krankenhaus-Seelsorge in der Klinik Lahnhöhe in Lahnstein. Am St. Elisabeth-Krankenhaus wurde Pfarrer Armin Himmighofen als neuer Krankenhaus-, Altenheim- und Hospizseelsorger des Dekanats eingeführt. Karolin Schmidt übernimmt die Koordination in der Flüchtlingshilfe in den Verbandsgemeinden Katzenelnbogen, Loreley und Nastätten.
Abschied nehmen hieß es an der Aar: Das Pfarrer-Ehepaar Daniel Cremers und Esther Reininghaus-Cremers wurden in Flacht verabschiedet und wechselten auf Pfarrstellen an der Nordsee. In Kaub verließ Harald Wilhelm die Gemeindepfarrstelle. Bad Ems bekam mit Lieve Van den Ameele eine neue Pfarrerin. Seit Juni nimmt Ralf Skähr-Zöller die Generation 55 plus in den Blick; der neue Dekanatsmitarbeiter bietet innovative Angebote für jüngere Seniorinnen und Senioren im Dekanat und weitet das Angebot der einst im Dekanat St. Goarshausen gegründeten Initiative 55 plus-minus kreisweit aus. Unterschiedlichste Angebote finden seither dankbare Besucherinnen und Besucher. Im August wechselt Markus Bomhard nach acht Jahren als Gemeindepfarrer von Braubach in den Schuldienst. In St. Goarshausen ordiniert Propst Klaus-Völker Schütz Janina Franz als neue Pfarrerin in der Kirchengemeinde; in Klingelbach wird die Ordination von Mariesophie Magnusson gefeiert, die Anneke Peereboom verstärkt. Abschied nehmen die evangelischen Christen in und rund um Weisel nach 16 Jahren von Gemeindepfarrerin Annette Seifert.
Noch eine Ära endete: Die Arnsteiner Patres verlassen zum Jahresende das Kloster Arnstein. Damit endet auch eine Epoche, die von gelebter Ökumene im ganzen Nassauer Land geprägt war.
Pfarrstellen neu bemessen
Unter dem Strich verließen mehr Pfarrpersonen den Gemeindedienst als neue hinzukamen. Wie in den kommenden Jahren angesichts rückläufiger Bewerber die dem Dekanat zur Verfügung stehenden Pfarrstellen verteilt werden, prägte 2018 die Arbeit des Dekanatssynodalvorstandes und der Kirchenvorstände und beschäftigt diese auch im Jahr 2019. Erstmals machte das Dekanat ganz gezielt und konkret Werbung fürs Pfarramt mit Tagen der Neugier, die junge Menschen zur theologischen Fakultät nach Heidelberg führte.
Gemeinden fusionieren
Eine andere Alternative, den Dienst in Gemeinden des Nassauer Landes für den theologischen Nachwuchs attraktiver zu machen, ist die Fusion von Kirchengemeinden, weil die Wahrscheinlichkeit von Bewerbungen größer wird, wenn ganze Stellen ausgeschrieben werden können. Die evangelischen Kirchengemeinden Holzhausen und Obertiefenbach-Bettendorf haben beispielsweise mit einem Gottesdienst unter Leitung von Dekanin Renate Weigel ihre Vereinigung zur Kreuz-Jakobus-Gemeinde besiegelt und gefeiert.
Gebäude erhalten
Eine andere Zukunftsherausforderung ist die Unterhaltung von Gebäuden in den Kirchengemeinden. Ein Modell-Workshop der Landesskirche, Strategien für deren Erhalt zu entwickeln, startete im Dekanat Nassauer Land.
Dialog mit Bestattern
Erstmals tauschte sich der Pfarrkonvent mit Bestattern des Rhein-Lahn-Kreises aus, um gemeinsam zu überlegen, wo und wie die Zusammenarbeit im Sinne von Trauernden noch verbessert werden kann.
Verantwortung übernehmen

Im Februar bot Matthias Metzmacher wieder an mehreren Schauplätzen ein faires und nachhaltiges Fasten unter dem Motto „7 Wochen mit...“ an, das mit kleinen Schritten das Bewusstsein für ein verantwortungsvolles Wirtschaften in der Welt wie der Region schärfte. Zum 80. Jahrestag der Pogromnacht lud das Dekanat zu einem Gebet und Gedenken mit Dekanin Renate Weigel nach Bad Ems ein. In Isselbach erinnert seit November 2018 eine Gedenktafel an die ermordeten Juden der Gemeinde. Zum fünften Mal riefen die Religionen in der Region und der Migrationsbeirat des Kreises zu einem Sternmarsch des Friedens zur katholischen Kirche in Bad Ems auf.
Um Frieden geht es nicht nur in der jetzigen Weihnachtszeit. Wie kann angesichts immer lauter polternder Protestanten auf der Straße und Staatsmänner auf der Welt Europa noch als ein Garant des Friedens und der Freiheit einig bleiben? Eine Frage, die die Ökumene im Nassauer Land während ihrer letzten Ausgabe von „Talk im Keller“ nachging mit politischer Prominenz auf dem Podium sowie dem Gründer der europäischen Bürgerbewegung „Pulse of Europe“ unter dem Motto „Quo vadis Europa?“.
Apropos Friede und Politik: Dekanin Renate Weigel mahnte anlässlich ihres 60. Geburtstages in einem geistreichen Vortrag zu mehr Respekt statt Ausgrenzung.
Und worauf basiert nun kirchliches Engagement von Profis wie Ehrenamt? Wie lässt sich an einen Gott glauben, der solch eine Welt von Hass und Unfrieden duldet? „Für mich ist Gott tot!“, lautete die provokante These, unter der die regionale evangelische Ehrenamtsakademie Rhein-Lahn zu einem Gesprächsabend mit Pfarrer Christian Dolke, stellvertretender Dekan des Dekanats Nassauer Land, eingeladen hatte.
Blühende Schöpfung
Im April blühte es in der Nachbarschaft. Die Landesgartenschau wurde in Bad Schwalbach eröffnet. Nicht nur das Dekanat bot eine Gemeinschaftsfahrt zur Schau. Bis Oktober zog es viele Menschen über die hessische Grenze, um Gottes Schöpfung und das Lichtkirchen-Programm der Landeskirche hautnah mitzuerleben.
Ausgezeichnet
Ausgezeichnet wurde das Frauenprojekt des Partnerschaftskreises Nassau-Mabira in Tansania ebenso wie die Mein-Dorf-App der Initiative 55 plus-minus, die 2019 an ihr 15-jähriges Bestehen erinnert. Auf ihr 40-jähriges Bestehen blickten die Kirchliche Sozialstation Diez sowie die Diakoniestation Loreley-Nastätten zurück. Der CVJM-Kreisverband wurde vor 70 Jahren gegründet. Zehn Jahre gibt es die Tafel des Diakonischen Werkes in Bad Ems.
Aktive Frauen
Surinam war am ersten Freitag im März 2018 das Schwerpunktland des Weltgebetstages der Frauen. Apropos: Erstmals nach der Fusion der drei Alt-Dekanate taten sich unter Leitung von Bildungsreferentin Claire Metzmacher die Vorbereitungsteams der ehemals drei Dekanatsfrauentage zusammen und sorgten 2018 in Miehlen und Herold an zwei statt bisher drei Standorten für ein bereicherndes Programm mit vielen Denkanstößen und unterhaltsamen Elementen zum Thema „Schokolade macht glücklich - was noch?“
Aktive Jugend
Ein neues Gottesdienst-Format bot die Evangelische Jugend im Dekanat an, die Reihe „Go++Pro“, die an wechselnden Standorten jugendgerecht verkündigen soll. Aber auch sonst gab es für Kinder und Jugendliche wieder viele Angebote. Freizeiten, Jugendkirchentag in Weilburg, Dekanatskinderkirchentag in Nassau, Konfi-Castle in Vallendar und der Konfi-Cup in Nastätten sind nur wenige Beispiele von vielen.
Facettenreiche Musik
Was wären die Kirchengemeinden ohne Musik? An alle musikalischen Angebote, Fortbildungen und Konzerte kann hier nicht erinnert werden; zu den Höhepunkten zählten sicher ein Motettenkonzert mit der Kantorei Bad Ems in der Kreisstadt und in Diez-Freiendiez unter dem Motto „Alles was Odem hat“ und die Aufführung von Rossinis Stabat Mater der evangelischen Kantorei St. Goarshausen. Besonders viele Schlagzeilen in Presse, Funk und Fernsehen machte der Orgel-Neubau in der evangelischen Johanniskirche Nassau von Rowan West. Und auch die Voigt-Orgel in Nastätten wurde generalüberholt und mit neuen Registern ausgestattet. Bernd-Christoph Matern



HANNOVER/RHEIN-LAHN. (7. Mai 2025) Gestärkt mit guten Gedanken und positiven Erfahrungen für Geist und Seele sind fast 100 Teilnehmende aus dem Rhein-Lahn-Kreis vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover in ihre Heimat zurückgekehrt.
der israelischen Regierung unterschieden worden sei. Auch die Abschlusspredigt von Johanna Reichel über Zumutungen des Alltags, Unzumutbarkeiten der anderen und eigene Unzulänglichkeiten bleibt ihm in guter Erinnerung, die dazu ermunterte, Differenzen klar zu benennen, um Versöhnung zu erreichen.
den „mächtigsten Mann der Welt“ Donald Trump in einem Gottesdienst zu dessen Einführung um Erbarmen und Mitgefühl für die Schwächsten der USA, für die dort lebenden Flüchtlinge und Menschen anderer Herkunft bat. Sie dankt nicht nur für diesen bewegenden Empfang, sondern auch für die vielen unterstützenden Worte, die sie seither erfahren hat. Anja Beeres aus Obertiefenbach hat die Begegnung besonders bewegt, „weil da Evangelium pur verkündet wurde“. Eine ganz tolle Auslegung über die Nacht und die Dämmerung sei das gewesen, die Rettung und die Liebe, die danach kommt. „Mich haben Liebenswürdigkeit und Warmherzigkeit dieser Frau sehr bewegt, die überhaupt nicht politisieren wollte“, erzählt die langjährige Präses des Dekanats Nassauer Land. Sie hätte damit den Saal „ja rocken können“, so Beeres. „Das hat sie sowieso getan, aber durch ihre Auslegung des Evangeliums“.
Kirchentag spricht bei den Besuchern des Nassauer Landes sowohl den Geist als auch die Sinne an. Dafür sorgt etwa ein allabendliches Lichtermeer von mehr als 20.000 Kerzen zum Abendsegen, das es im Rhein-Lahn-Kreis nicht zu erleben gibt. Bewegt vom Programm zeigt sich Cora Zöller aus Bad Ems, die das Erlebte zur Poesie im Tagebuch animiert. „Nur Dasein, Jubilieren, geflutet von Dankbarkeit und Freude. Eintauchen in Gottes Gegenwart“, umschreibt sie darin, „Kraft schöpfen, Mut zusprechen, beherzt in der Welt sein und die Fülle teilen.“
Was wäre Kirchentag ohne Musik? In diesem Jahr freuten sich die Mitglieder des Posaunenchores Obertiefenbach, wieder dabei zu sein. Und diesmal nicht wie in Nürnberg mit nur 600 Gleichgesinnten, sondern im großen und weitläufigen Hannover im Zusammenklang von gleich 2000 Bläserinnen und Bläsern aus ganz Deutschland. Mit diesen gestaltet die Gruppe aus dem Rhein-Lahn-Kreis einmal mehr den großen Abschlussgottesdienst mit 26.000 Menschen auf dem Platz der Menschenrechte. „Diesen Gottesdienst lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Martina Adler aus Dahlheim, nachdem es für die Teilnahme an der Eröffnung zeitlich diesmal etwas zu knapp geworden war. Hinzu kamen zwei Auftritte in der Stadt. Dafür haben sie sich mit den Posaunenchören Merzhausen und Eltville zusammengetan und spielen unter souveräner Leitung von Erhard Reuter unter anderem vor der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Stücke wie „Über den Wolken“, „Lobe den Herrn meine Seele“ oder „One Moment in Time“ finden eine außergewöhnlich große musikalische Zuhörerschaft. Eine Schlange von etwa 200 Personen steht vor der Kirche für ein Konzert an und würdigt den kurzweiligen Auftritt der Chöre aus dem Nassauer Land erfreut und dankbar mit kräftigem Applaus.
Publikumsmagneten sind einmal mehr die großen Bühnen, auf denen namhafte Künstler unterschiedlichster Genres auftreten. Als „Achterbahn der Gefühle und eine Mischung aus Lachtränen und Tränen der emotionalen Betroffenheit“, beschreibt Sina Laatsch etwa den Auftritt von Bodo Wartke auf dem Opernplatz. Generationen übergreifend ist die Begeisterung für Jupiter Jones, andere genießen erstklassigen Bigband-Sound mit dem Bundesjazzorchester, geistlichen Seelenbalsam mit Clemens Bittlinger und Sarah Straub, a-Capella-Hochgenuss mit der „The real group“ aus Schweden und den kongenialen Vokalisten „anders“ aus Freiburg oder Crossover-Arrangements von Nils Landgren, dem Mann mit der roten Posaune, und einem Meer von Posaunenchören vor der Bühne.



