
Krisen zeigen: Verhalten zu Klima und Menschen weltweit neu bedenken
Evangelisches Dekanat Nassauer Land setzt mit Fastenaktion „7 Wochen mit...“ auf Lokales und Nachhaltigkeit
RHEIN-LAHN. (2. März 2022) Regional, fair und klimafreundlich – das sind die drei Adjektive, die in diesem Jahr die Fastenaktion des Evangelischen Dekanats Nassauer Land prägen. Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, gibt in der Passionszeit bis Ostern mit zahlreichen Kooperationspartnern im Rhein-Lahn-Kreis einmal mehr Gelegenheit, die Einstellung zu den Ressourcen der Erde und zu den Menschen, die darauf leben, zu überdenken. Welche Brisanz das Thema besitzt, zeigt auch der Krieg, den Russland gerade mit dem Einmarsch ins Nachbarlad Ukraine begonnen hat.
Die Aktion unter dem Motto „Sieben Wochen mit... Produkten aus der Region, fairem Handel und klimafreundlich“ startet am Sonntag, 6. März um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in Hahnstätten. Im Eröffnungsgottesdienst wird auch an das Leid in der Ukraine erinnert. Die Corona-Pandemie habe zu starken Veränderungen geführt, sagt Matthias Metzmacher, „Distanz und Vorsicht sind nötig, leider sind Begegnungen und Kontakte schwieriger geworden“. Auf der anderen Seite sieht er aber auch die Chance für einen bewussteren Lebensstil: die Mobilität habe sich verändert, Flugzeuge blieben am Boden und wirtschaftliche Überlegungen seien gegenüber der Bedeutung der Gesundheit hintan gestellt worden. Der Natur und der Schöpfung habe das gut getan. „Ich hoffe, dass wir nach dieser Krise nicht einfach zum Alten zurückkehren, sondern dass wir unsere Einstellungen und unser Verhalten für unsere Umwelt, unser Klima und unser Miteinander neu bedenken“, so der Theologe.
Dazu soll auch die Passionszeit beitragen, um sich sieben Wochen lang intensiver Gedanken zu machen über den alltäglichen Konsum und sich darauf zu besinnen, welchen Wert und welche Wichtigkeit das tägliche Brot fürs eigene Leben hat. „Wir laden ein, sieben Wochen lang einen nachhaltigen – für viele vielleicht ungewohnten – Lebensstil auszuprobieren mit lokalen Produkten, fairem Handel und klimafreundlich“, so Metzmacher. Exkursionen im Kreisgebiet mit konkreten Beispielen sollen dazu ermutigen.
Folgende Termine sind vorbehaltlich der Corona-Regelungen bereits geplant:
Sonntag, 6. März, 10 Uhr: Evangelische Kirche Hahnstätten Eröffnungsgottesdienst in Kooperation mit dem Eine-Welt Team Katzenelnbogen und der Kirchengemeinde Hahnstätten
Dienstag, 8. März, 16 Uhr: Unverpacktladen „Lose Liebe“ in Diez, Marktplatz 7
Freitag, 11. März, 15 Uhr: Wasserkraftwerk Bad Ems
Erneuerbare Energien und Elektromobilität als Schlüssel für die Zukunft; Insel Silberau, An der Schleuse, 56130 Bad Ems
Samstag, 12. März, 15 Uhr: Bio-Hof Hahlgarten, Familie Weinig, 56132 Frücht (Direktvermarkter)
Dienstag, 15. März, 15.30 Uhr: Imkerei Familie Nengel, Brückenstraße 12, 56348 Dahlheim (Direktvermarkter)
Donnerstag, 17. März, 17 Uhr: Welt-Laden Bad Ems und Stiftung Scheuern Römerstraße 72, 56130 Bad Ems
Dienstag, 5. April, 15 Uhr: Gesellschaft für Gesundheitsberatung, Bruker-Garten, Dr. Max Otto Bruker-Straße 3, 56112 Lahnstein
Sollte es noch mehr Termine geben, werden diese im Veranstaltungskalender dieser Website aktualisiert.
Über Gesundes vor der Haustür reden
Matthias Metzmacher erinnert mit Blick auf die Fastenaktion an die vielen Möglichkeiten, in unmittelbarer Nähe im Rhein-Lahn-Kreis nachhaltige Angebote zu finden. Dazu zählen Direktvermarkter ebenso wie die Weltläden in Bad Ems, Katzenelnbogen, Nastätten, Nassau und Limburg. „Sie freuen sich ebenfalls über jeden Besuch und fairen Einkauf. Dort gibt es auch die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen“, sagt Metzmacher und erinnert an Wochenmärkte und Direktvermarkter, die übers Land fahren. Gerade im Austausch mit anderen Menschen könne man von gesunden und nachhaltigen Angeboten in Nähe der eigenen Haustür erfahren. Und falls es die Coronasituation erlaubt, regt er zu persönlichen Treffen an: „Wie wäre es mit einer Verabredung, gemeinsam einzukaufen und zu kochen?“. Ein wöchentliches Treffen mit Nachbarn mit fleischlosem Essen könne eine Variante sein. Metzmacher: „Nehmen Sie sich vor allem Zeit, um mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen.“
Tipps und Material zum Klimafasten
Begleitend zu den Terminen im Rhein-Lahn-Kreis bietet das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) weitergehende Informationen zum Klimafasten an. Es bietet auf seiner Internet-Site unter dem Motto „So viel du brauchst...“ viele Informationen, Tipps, Mitmach-Aktionen und Anregungen, mit kleinen Schritten einen Anfang für mehr Klimagerechtigkeit zu entdecken. Wochenthemen, Online-Veranstaltungen und Material sind dort zu finden. Klimafasten bedeute nicht zwangsläufig Entbehrung, sondern einfach Änderung“, sagt die Umweltbeauftragte des Dekanats und dessen künftige Dekanin Pfarrerin Kerstin Janott. „Änderung lohnt sich bei uns doppelt und dreifach: denn gerade weil wir hier so einen riesigen ökologischen Fußabdruck haben, haben wir auch die Möglichkeit, einen Unterschied zu machen.“ (bcm)
Zu den Fotos:
Zur Fastenaktion „Sieben Wochen mit...“, lädt Pfarrer Matthias Metzmacher ab Aschermittwoch ein. Wie viele kleine Schritte dazu beitragen können, den Klimawandel zu bremsen und zu mehr Gerechtigkeit in der Region wie in der Welt beizutragen, sind unter anderem Themen. Gutes zum Essen muss etwa nicht immer tausende Kilometer zurücklegen, um auf heimischen Tischen serviert zu werden; Direktvermarkter bieten ökologisch sinnvollere Alternativen. Fotos/Montage: Matern

E-Mobilität der Post bestaunt
Fastenaktion des evangelischen Dekanats Nassauer Land besuchte Streetscooter-Fuhrpark in Nastätten
NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (18. März 2019) Der Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG in Nastätten war das erste Ziel der Fastenaktion des evangelischen Dekanats Nassauer Land „Auf geht's – den Wandel gestalten“. Dort gibt es einen Fuhrpark für elektrisch angetriebene Zustellfahrzeuge, die so genannten „StreetScooter“. Bei der Suche nach Möglichkeiten, die Schöpfung zu bewahren, sei der Blick auf die Elektromobilität ein besonderer Schwerpunkt der diesjährigen Fastenaktion, dankte Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat und Initiator der Aktion, für den Einblick ins Unternehmen.
Bernd Dietrich, regionaler Politikbeauftragter der Post in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen und Sonja Sassenroth, Leiterin des Zustellstützpunkts in Nastätten, informierten die sehr interessierte Fastengruppe sowohl über die Klima schonende Mobilitätstechnik als auch die Beweggründe, eine eigene elektrisch angetriebene Fahrzeugflotte zu entwickeln, nachdem sich in der Automobilindustrie dazu keine Partner fanden. Dazu gründete die Post AG 2010 das Tochterunternehmen Streetscooter in Aachen.
„Das klare Ziel unseres Unternehmens ist die emissionsfreie Logistik bis zum Jahr 2050“, so Dietrich. Da brauche es rechtzeitiger Weichenstellungen wie der im Jahr 2010. Schon jetzt verfügt das Unternehmen über mehr als 9000 Streetscooter; 18 davon stehen derzeit am Stützpunkt in Nastätten und sind jeden Tag in der Rhein-Lahn-Region zwischen 30 und 50 Kilometern im Einsatz, um nachts an den Ladestationen „aufgetankt“ zu werden. Mit rund 6000 zusätzlichen Streetscootern im Jahr 2019 lassen sich dann insgesamt erhebliche Mengen an Kohlendioxid in der Zustellung einsparen, so Dietrich. Zu den Bestrebungen, einen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen zu leisten, das den Anstieg der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad bremsen will, zähle nicht nur die Transporter-Flotte einschließlich des Einsatzes von etwa 12.000 E-Bikes und E-Trikes, sondern auch die Optimierung von Gebäuden.
Ein Thema der Runde war auch die Ausweitung von Ladestationen in der Region für Privatpersonen. Wie Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jens Güllering erklärte, soll über die Leader-Förderung eine Station an der Verwaltung eingerichtet werden. Matthias Metzmacher wollte wissen, ob die Ladestationen der Post auch für Normalverbraucher geeignet sind und ob sich die Umstellung der Flotte auch betriebswirtschaftlich rechnet. Rein technisch sei das nicht möglich, so Dietrich, außerdem stehe derzeit das Kerngeschäft und die Nachhaltigkeit im Focus des Unternehmens. „Nachhaltigkeit betrifft auch die 220.000 Menschen, die bei uns allein in Deutschland arbeiten“, war ihm wichtig auf die Tariflöhne hinzuweisen, die in der Logistik-Branche keine Selbstverständlichkeit seien. Und ein anderer Teilnehmer wies aufs Image hin, das mit solch einer Investition verbunden sei und sich damit positiv auf die Marktposition auswirke.
Anschließend wurden die Fahrzeuge inspiziert, mit denen die Pakete und Briefe an die Haushalte verteilt werden. Die Gefährte haben eine Reichweite bis zu 80 Kilometern, können maximal 85 Stundenkilometer schnell fahren. Positiv werteten die beiden Zusteller, die die Fahrzeuge vorstellten, dass die Ladeflächen im Vergleich zu konventionellen Transportern in rückenfreundlicher Höhe konstruiert wurden. Nach einer Einweisung durften die Gäste dann auch noch selbst eine Runde mit den geräuscharmen gelben Wagen drehen. Bernd-Christoph Matern
Mehr Informationen und Ortstermine zur Fastenaktion finden Sie hier.
Zum Foto:
Bernd Dietrich von der Deutschen Post AG (links) stellte den interessierten Gästen der Fastenaktion „Auf geht's – den Wandel gestalten“ die elektrisch angetriebenen Streetscooter am Zustellstützpunkt Nastätten vor. Fotos: Matern