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Propst Albrecht beauftragt zwölf Personen für Prädikantendienst

Max Fischer und Stefanie Heil dürfen nun auch Taufen feiern und Abendmahl austeilen

 HOHENSTEIN/RHEIN-LAHN. (8. Juli 2025) Propst Oliver Albrecht hat zwölf Personen für den Prädikantendienst in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beauftragt. Darunter auch zwei Personen, die auf den Kanzeln in den Gotteshäusern des Dekanats Nassauer Land keine Unbekannten sind: Max Fischer (Kirchengemeinde Klingelbach) und Stefanie Heil (Kirchengemeinde Schönborn). Ab jetzt dürfen sie eigene Gottesdienste halten, Taufen feiern und Abendmahl austeilen.

„Das Amt der Prädikantinnen und Prädikanten ist ein eigenes Amt in der Kirche“, sagte Albrecht auf der Bühne des Innenhofs der Burg Hohenstein. Prädikantinnen seien keine „Ersatzpfarrer“. „Ihr Amt ist genauso wichtig wie das Pfarramt. Die Beauftragung ist theologisch gesehen mit einer Ordination eines Pfarrers gleichgestellt“, so der Propst. Deshalb werde die Beauftragung auch von einem Mitglied der Kirchenleitung vorgenommen. Der Gedanke gehe zurück auf die Reformation und den Gedanken der „Bürgerkanzel“. Sie gründet auf der Lehre Martin Luthers vom so genannten „Allgemeinen Priestertum aller Getauften“. Danach ist jeder Christ und jede Christin zur Weitergabe des Evangeliums berufen. „Menschen wie du und ich“ bringen im Gottesdienst ihre Meinung und ihre Lebenserfahrungen mit ein.

BP290625 SegenAlle Foto CWeise„Die ehrenamtliche Verkündigung ist mein liebstes Ehrenamt, aus dem ich ganz viel Kraft schöpfe“, sagte Max Fischer, der auch die Predigt mitgestaltete, nach seiner Beauftragung vor der beeindruckenden Kulisse der Burg. „Ich rede gerne über Gott und seine frohe Botschaft für diese Erde und uns Menschen.“ Auf die Verwaltung der Sakramente, die nun dazukommt, freue er sich besonders. Darin offenbare sich Gott den Menschen und wirke sichtbar. Und auch für Stefanie Heil geht nach der mehrjährigen Ausbildung zunächst zur Lektorin, nun zur Prädikantin, ein Wunsch in Erfüllung: „Mir ist es eine Herzenssache, das Wort Gottes und besonders die Liebe Gottes an die Menschen - an Groß und Klein - weiterzutragen“.

Unter den zwölf Beauftragten sind auch Menschen aus den evangelischen Dekanaten Rheingau-Taunus, Kronberg, Frankfurt-Offenbach, Dreieich-Rodgau und Darmstadt.

Die Ausbildung zur Prädikantin dauert mehr als zwei Jahre und schließt mit der offiziellen Beauftragung durch die Kirchenleitung ab. Zunächst hatten sich die zwölf in einem Jahr zu Lektoren und Lektorinnen ausbilden lassen und durften dann vorgefertigte Gottesdienste lesen. Erfahrene Pfarrerinnen und Pfarrer begleiten die Ausbildung. Die Bedeutung des ehrenamtlichen Verkündigungsdienstes wird angesichts der rapide abnehmenden Zahl von Pfarrpersonen immer wichtiger in der evangelischen Kirche. Die Zahl der Menschen, die Theologie studieren, um im Pfarrdienst tätig zu werden kann die Zahl der Pensionierungen in den kommenden Jahren bei weitem nicht mehr ausgleichen. (cw/cm)

Wer sich für eine Ausbildung interessiert, wendet sich an sein Pfarramt oder das Dekanat Nassauer Land wenden (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Zu den Fotos:
Die stellvertretende Dekanin Maike Kniese gratulierte Max Fischer und Stefanie Heil, nachdem Propst Oliver Albrecht (Propstei Rhein-Main) die beiden zum Prädikantendienst beauftragt hatte (von links). Fotos: Christian Weise

Albrecht Oliver 1 Propst 2015 Portrait by EKHN Rahn

Propst Albrecht: „Ich möchte noch einmal so arbeiten, wie alles begann“

Oliver Albrecht wechselt vom Propstamt für Rhein-Main zurück in die Gemeinde

 WIESBADEN/RHEIN-LAHN. (7. November 2025) Der evangelische Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch: Er will in seinen letzten Berufsjahren wieder als Gemeindepfarrer arbeiten. Albrecht wird ab März 2026 Pfarrer in den beiden Gemeinden Delkenheim und Wallau im Südosten des Dekanats Wiesbaden. „Vielleicht keine alltägliche Entscheidung, für mich aber ein ganz natürlicher Weg: Mein Herz schlug schon immer für die Gemeinde vor Ort“, sagt Albrecht. Er stellt sich daher bei der Herbstsynode Ende November nicht mehr zur Wiederwahl. Bis zur Gebietsreform der Propsteigrenzen 2017 war Albrecht als Propst für Südnassau auch zwei Jahre für die Evangelischen im Rhein-Lahn-Kreis zuständig. Vielen Menschen im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst ist er außerdem von zahlreichen Beauftragungen bekannt, deren Ausbildung seit vielen Jahren mit dem Nachbardekanat im Rheingau-Taunus-Kreis organisiert wird. 

Der 63 Jahre alte Theologe steht seit 2015 an der Spitze der Propstei mit Dienstsitz in Wiesbaden. In Albrechts Verantwortungsbereich als Propst gehören rund 400 Pfarrerinnen und Pfarrer in etwa 200 Kirchengemeinden mit über 350.000 Kirchenmitgliedern. Die Funktion eines Propstes ist mit der eines Regionalbischofs in anderen Landeskirchen vergleichbar. Sein Entschluss gründe vor allem auf seiner tiefen Verbundenheit mit den Kirchengemeinden. „Nach wunderbaren Jahren im Amt des Dekans und Propstes möchte ich noch einmal so arbeiten, wie bei mir alles begann: mit Krippenspiel und Konfi, mit Frauenhilfe und Posaunenchor“, so Albrecht.

Leidenschaftliche theologische Stimme 

Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz und die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf haben mit großem Respekt auf die Entscheidung von Propst Albrecht reagiert: „Oliver Albrecht hat immer wieder seine Wahrnehmung der Gemeinden vor Ort in die Leitungsgremien unserer Kirche getragen. Seine große Wertschätzung für die engagierte Arbeit in den Gemeinden war stets spürbar. Dass er nun selbst wieder in eine Gemeinde zurückkehrt, ist Ausdruck dieser Haltung – und ein starkes Zeichen für sie. Seine besondere Perspektive und seine leidenschaftliche theologische Stimme waren sehr wichtig für uns, sie werden uns fehlen. Im Namen der Kirchenleitung danken wir ihm von Herzen für seinen langjährigen Einsatz und wünschen ihm Kraft, Freude und Gottes reichen Segen für seine neue Aufgabe.“


Zur Person

Oliver Albrecht wurde 1962 in Frankfurt geboren. Er studierte evangelische Theologie in Bethel und Heidelberg. Nach dem Studium arbeitete er eine Zeit in der Krankenpflege. 1989 bis 1991 war er Vikar in der Offenbacher Luthergemeinde. Von 1992 bis 1995 war er in Niedernhausen im Taunus Pfarrvikar. Danach übernahm er bis 2010 die Pfarrstelle im gleichen Ort. Hier entwickelte er das Projekt „Gemeindeaufbau in der Volkskirche“. 2010 versah er zudem die Profilstelle „Evangelische Identität“. Dabei förderte er beispielsweise die Entwicklung von Schulungsangeboten für Kirchenvorstände sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende. Aus seinem EKHN-weiten Engagement in der Prädikantenausbildung ist das Lehrbuch „Lebensthemen“ entstanden. 2011 wurde er zunächst zum stellvertretenden Dekan des Dekanats Idstein gewählt, ein Jahr später dann zum Dekan. Albrecht war daneben Beauftragter für Erwachsenenbildung des Dekanats sowie Inhaber der Profilstelle Bildung. 2015 wurde er dann zum Propst für Rhein-Main gewählt. Oliver Albrecht sitzt unter anderem im Verwaltungsrat des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Wiesbaden und ist im Vorstand des Evangelischen Bundes Hessen tätig.

Propst Schütz: Der Weihnachtsbaum ist ein kraftvolles Symbol

Pflanzen spielen in vielen religiösen Kontexten eine Rolle

 MAINZ/RHEIN-LAHN. (19. Dezember 2019) Er ist in die Kritik geraten: Der Weihnachtsbaum. Selten Tanne, meist Fichte finden schätzungsweise mehr als 20 Millionen Exemplare alljährlich Einzug in die weihnachtlich dekorierten Stuben in Deutschland. Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land, hat dies zum Anlass genommen, zur Tradition des Weihnachtsbaumes fundiert, aber auch ganz persönlich Stellung zu nehmen. Hier sein Beitrag:

Angesichts der letzten zwei trockenen Sommer wird derzeit die Idee diskutiert, doch aus Gründen des Klimaschutzes auf die liebgewonnene Tradition eines „echten“ Weihnachtsbaums zu verzichten. Doch sollte man dabei bedenken, dass es im Jahres- und Lebenskreis wichtige Schlüsselsymbole gibt: Adventskranz, Osterfeuer, die Taufkerze, die Kerze auf dem Grab zum Totengedenken. In diese Reihe gehört auch der Christbaum. Wir Menschen sind eben nicht nur vom Verstand geprägt. Das Brauchtum in den Festkreisen des Kirchenjahres ist nicht die eigentliche Botschaft, dient aber der Einstimmung und Vorbereitung darauf. Wie gut es ist, dass es so etwas gibt, sieht man an den Kindern. Symbole wirken da noch ganz kraftvoll und unmittelbar.

Aus diesem Grunde und aber auch weil der Weihnachtsbaum eine liebgewonnene Tradition ist, werden auch wir dieses Jahr zu Hause unser Weihnachten mit Baum feiern. Christfest ohne Christbaum geht für uns nicht. Wir besorgen ein kleineres Exemplar im Topf beim Gärtner in der Nähe. Der „übersommert“ dann draußen und kommt Heiligabend wieder ins Wohnzimmer. Das gelingt zwei- oder dreimal. Dann gibt es einen neuen Baum. Geschmückt wird er mit Strohsternen und kleinen Holzfiguren – und natürlich mit Kerzen.

Weihnachtsbäume sind eine schöne mitteleuropäische Tradition, die inzwischen um die Welt gereist ist. Selbst in der Partnerkirche unserer Propstei in Nord-Sulawesi (Indonesien) ist das Christfest ohne Weihnachtsbaum nicht zu denken. Allerdings sind die aus Plastik, weil Tannen dort nicht wachsen. Im Übrigen spielen Pflanzen ja in vielen religiösen Kontexten eine Rolle – Blumenketten im Hinduismus, Pflanzengaben in buddhistischen Tempeln. Pflanzen symbolisieren Wachstum, Lebenskraft; sie stehen für die Freude an der Schöpfung aber auch für Vergänglichkeit.

Zum Christfest würde ich mich immer für einen echten Baum entscheiden. Nur ein Baum ist ein Baum. Christbäume aus dem Wald, finde ich, sollten uns lieber sein als solche aus Plastik. Es ist genug Plastik in der Welt und wir wissen, welche Probleme wir haben, es loszuwerden. Familien würde ich immer empfehlen, mit einem Förster in den Wald zu gehen und den Baum selbst zu schlagen. Nachhaltigkeit und Regionalität sollten Kriterien sein. Dafür gibt es inzwischen auch Zertifikate, die umweltfreundlichen und regionalen Anbau garantieren. Daran kann man sich orientieren.

Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land

 

Zu den Fotos:
Obiges Exemplar noch dazu mit Lametta kommt außer Mode; eingetopft ist der Christbaum in den Stuben dagegen auf dem Vormarsch. Fotos: Matern/Schütz

 

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Hoffnung braucht neue Formen und Konzepte

Propst Schütz macht vor Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land Mut zur Veränderung

DSSchuetzAmPult becrima RHEIN-LAHN. (2. Juli 2021) Nach anderthalb Jahren traf sich die Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land erstmals wieder in analoger Form zu einer Tagung. Im Bürgerhaus von Miehlen fanden 76 Stimmberechtigte und der Dekanatssynodalvorstand (DSV) in hygienegerechtem Abstand Platz; das DRK Nastätten hatte sämtliche nicht vollständig geimpften Personen zuvor getestet; öffentlich übertragen wurde die Tagung des „regionalen Parlaments der Kirche“, das Evangelische in 161 Orten und Städten vertritt, im Internet.

So waren Corona, deren Auswirkungen und Zukunftsperspektiven bestimmende Themen in den Lageberichten. „Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass wir alle und dass wir global wesentlich verletzlicher sind, als wir dachten“, sagte der Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land Dr. Klaus-Volker Schütz und dankte Ehren- und Hauptamt in Kirchengemeinden und Dekanat für das Öffnen von Räumen der Besinnung, das Herz für die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und seelsorglichen Trost sowie dafür, dass Neues ausprobiert wurde von digitalen Formen bis zu Andachten an der Haustür. „Unsere Gemeinden sind nahe bei den Menschen in den Dörfern und Städten und schauen, was gebraucht wird“, so Schütz. Es gelte, nahe am christlichen Auftrag zu bleiben, dann „sind wir die fremde Stimme in den Kliniken, die das oft einsame Sterben thematisiert, das Ohr, das von außen kommt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aufmerksamkeit brauchen.“ Eine der jetzt wichtigsten Fragen sei „Wie können wir Hoffnung geben?“ und nicht, wie schnell wieder getan werden kann, was immer getan wurde. Schütz: „Die Hoffnung braucht neue Formen und neue Konzepte“.

Wir waren alle verunsichert

DS010721Weigel becrima Existenzielle Fragen von Kirche stellte Dekanin Renate Weigel in ihrem Blick aufs Corona-Jahr mit verschlossenen Kirchentüren, ohne Gottesdienste, gemeinsames Singen und Abendmahl. „Wer sind wir als Kirche, wenn wir einander nicht besuchen. beistehen, berühren, spüren dürfen?“ Der Vorwurf, sich nicht mit lauter Stimme gewehrt zu haben, als Leute in Krankenhäusern und Altenheimen alleine starben, sei nicht völlig zu entkräften. „Alle waren wir verunsichert.“ Als es später erlaubt wurde, habe die Seelsorge etwa im Haus Hohe Lay in Nassau mit seinen vielen Covid-Erkrankten Extra-Einsätze geleistet. „Da ist längst noch einiges offen, was richtig weh tut“, sagte Weigel, und doch hätten alle in den Gemeinden versucht, Kirche und Gemeinschaft lebendig zu halten. Erfrischend, erhellend und Mut machend habe sie empfunden, wie junge Pfarrpersonen gezeigt hätten, wie Impuls, Verkündigung und Kontakt auf digitalen Wegen möglich sind.

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Ein anderes wichtiges Thema sei der Blick auf menschenunwürdige Zustände in den Flüchtlingslagern der europäischen Außengrenzen gewesen; da brauche es weiterhi

n Aufmerksamkeit. Außerdem wurde ein Schutzkonzept zum Kindeswohl für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Kirchengemeinden entwickelt, das in diesem Jahr an die Kirchenvorstände geht mit der Bitte, entsprechende Schutzbeauftragte zu bestimmen. Mit Blick auf die im kommenden Jahr neue Synode und Dekanatsleitung fragte die Dekanin, ob man nach Corona überhaupt will, dass alles so „wie früher“ wird. Weigel: „Haben wir eine neue Beweglichkeit gewonnen, Improvisationstalent entwickelt? Ich glaube, das können wir brauchen“.

Weniger Verwaltung, mehr Gestaltung

Viel Beifall erhielt die Vorsitzende der Synode Anja Beeres für ihre positiven Erwartungen an Veränderungen: „Ich habe DS010721YouTubeBeeres becrima Lust, Veränderungen zu gestalten und nicht immer nur Mangel zu verwalten, Neues auszuprobieren, und ich hätte Lust auf weniger Verwaltung und mehr Gestaltung.“ Positives entdeckte sie in den vielen digitalen Zoom-Sitzungen des DSV: „Es hat nach einer langen Sitzung auch mal gut getan, einfach nur den PC auszuschalten anstatt noch durch den halben Rhein-Lahn-Kreis nachhause zu fahren.“ Schwierig sei die Kirchenvorstandswahl gewesen mit fehlenden Gemeindeversammlungen im Vorfeld. Traurig stimme sie, dass es in den Kirchengemeinden Kaub/Lorch, Nochern und Scheuern nicht genügend Kandidierende für die Wahl neuer Kirchenvorstände gegeben habe; ab März 2022 übernimmt der DSV diese Aufgabe.

Ein dickes Dankeschön richtete sie an die Geschäftsstelle der evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat, den stellvertretenden Dekan Christian Dolke und die Kita-Fachberatung Katja Wüst sowie alle Kirchengemeinden mit Kitas, die in der Pandemie im Wochenrhythmus mit neuen Regelungen und Verordnungen konfrontiert wurden, die sie umzusetzen mussten.

Intensiver mit Sterbehilfe beschäftigen

DS010721Schuetz becrima Propst Schütz wünschte sich mehr Zeit, sich auf Dekanatsebene mit der Debatte um die Sterbehilfe zu beschäftigen. Das vom Bundesverfassungsgericht hoch veranschlagte Selbstbestimmungsrecht sei theologisch nicht zu kritisieren. Zu fragen sei aber, ob bei selbstbestimmtem Suizid die freie Selbstbestimmung nicht idealisiert werde. „In vielen Fällen ist Suizid ja gerade nicht Ausdruck freier Entscheidung, sondern tiefster Verzweiflung und psychischer Erkrankung“. Es werde immer Situationen geben, in denen es gut ist, Menschen vor einer Entscheidung zu schützen, die nicht rückgängig gemacht werden kann.

Außerdem sei kritisch zu hinterfragen, ob ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben notwendigerweise die Verpflichtung für den Staat beinhaltet, einen Suizid zu ermöglichen. Bernd-Christoph Matern

Hier lesen Sie einen Beitrag zu den Finanzbeschlüssen der Synode: Neue Richtlinie fördert Konfi-Freizeiten, Ehrenamt und Kooperationen

Zu den Fotos:
Nach der letzten analogen Tagung im November 2019 trafen sich die Stimmberechtigten der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land jetzt erstmals wieder in Miehlen in Präsenzform. Corona prägte die Lageberichte von Propst, Dekanin und der Vorsitzenden. Fotos: Matern

Letztes Abendmahl Glasfenster von Gustel Stein Nochern

Propst Schütz: Ostern ist ein Hoffnungsfest

Dr. Klaus-Volker Schütz sieht in alten theologischen Themen des Festes Lebensthemen von heute

Foto Propst Dr klein Thomas NeuRHEIN-LAHN. (14. April 2022) Die Corona-Pandemie hat zwei Jahre das gewohnte Feiern von Karfreitag und Ostern verhindert. Dieser Tage sind es die grausamen Bilder vom Krieg in der Ukraine, die bei vielen Menschen die Osterfreude überdecken. Dabei gelten Karfreitag und Ostern gerade deshalb als höchste Feiertage im Kirchenjahr, weil Christen damit die Überwindung von Tod und Angst feiern. Wir haben mit dem Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land Dr. Klaus-Volker-Schütz über die Bedeutung der Feiertage gesprochen. Immerhin jeder Zweite tue sich schwer damit, sie zu erklären. „Irgendwas mit Jesus?“, habe er bei einer Straßenumfrage im Fernsehen mal gehört.

Eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts bestätige, dass nur etwa 50 Prozent der Bundesbürger wissen, was der Sinn des Osterfestes ist, so Schütz. „Aber damit nicht genug. Die Feiertage selbst sind ins Trudeln geraten. Mitternachtsshopping an Gründonnerstag, verkaufsoffene Sonntage – unsere Gesellschaft ist dabei, den Rhythmus von Arbeit und Freizeit, von Alltag und Fest zu verlieren“, stellt der Theologe fest. „Die Pointe jedes Feiertages ist, dass er eben anders ist als das, was uns tagein, tagaus auf Trab hält.“

Auch um Ostern ranke sich eine Kultur des Besonderen: Osterfeuer, Osterfrühstück, Osterspaziergang und die Feier der Auferstehung im Gottesdienst. Schütz: „Schauen Sie doch einmal bei ihrer Kirchengemeinde vorbei. Sie werden vielfältige Angebote finden: klassische und moderne Feiern der Osternacht und des Ostermorgens, die mit Liebe vorbereitet sind, Angebote für Kinder, für Erwachsene und Familien und mit Musik“. Aber auch in den Lebensgemeinschaften und Familien gebe es ja Dinge, die unbedingt zum Osterfest gehören. „In meinem Fall: selbstgemachte grüne Soße, Löwenzahnsalat und Bärlauchpesto – selbst gesucht, selbst angebaut, selbst gefunden“, erzählt Schütz.

„Ostern feiert das sich erneuernde Leben“, sagt der Vertreter der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die vermeintlich alten theologischen Themen des Osterfestes seien Lebensthemen für die Menschen von heute. „Wie können wir uns in unserem Alltag so zurechtfinden, dass wir Sinn erfahren? Wie können wir schwierigen persönlichen Problemen und komplizierten Zeitfragen mit einer Haltung des Vertrauens und der Zuversicht begegnen – gerade jetzt?“, nennt das Mitglied der Kirchenleitung Beispiele und erinnert an den Grund der Feiertage. „An Ostern feiern Christen in aller Welt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.“ Die Evangelisten berichten von den Frauen, die das leere Grab Jesu fanden und nach dem Markusevangelium von einem Engel hörten: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier".

In den Lesungen werde das Leben des einzelnen hineingenommen in die Geschichte Gottes mit seiner Welt. „Wir erinnern uns an die Schöpfung und an den Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer – Texte, die von Gnade und Rettung erzählen“, beschreibt Schütz und erklärt: „Ostern ist ein Hoffnungsfest. Es war es für die Menschen im Dreißigjährigen Krieg und in den Schützengräben der Weltkriege. Das leere Grab ist ein Ende, in dem ein heller Anfang verborgen liegt“. Miteinander sei für Christen zu spüren: „Wir sind zu lebendiger Hoffnung berufen. Zu einer Hoffnung, die nicht verloren gehen kann, nicht in Gesundheit, nicht in Krankheit, nicht im Krieg, nicht in der Pandemie, nicht im Leben, nicht im Tod. Das ist das Licht, das uns vom leeren Grab her leuchtet und in das wir getaucht und getauft sind.“ Auferstanden sei Christus und das Leben siegt. Und er erinnert an die Straßenumfrage: „Irgendwas mit Jesus...?“ Ja, klar! Und ein Feiertag, ohne den wir ärmer wären“. 

Zu den Fotos:

Was haben die bevorstehenden Feiertage den Menschen in einer säkularisierten Welt noch zu sagen? Propst Dr. Klaus-Volker Schütz erinnert an Ostern als ein Hoffnungsfest. Die strahlt auch durch das Glasfenster von Gustel Stein mit der Darstellung von Jesu letztem Abendmahl mit seinen Jüngern in der evangelischen Kirche von Nochern. Der Theologe lädt zu vielen Andachten und Angeboten ein, in denen der Sinn der Feiertage in den Kirchengemeinden des Dekanats erlebbar wird. Fotos: Bernd-Chr. Matern/Thomas Neu

 

Erinnnern und Feiern in Bewegung

Vom Emmaus-Gang bis zur großen Nachtwanderung

RHEIN-LAHN. (13. April 2022) Einige Beispiele für die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen in den Kirchengemeinden des evangelischen Dekanats Nassauer Land dieses Jahr Karfreitag und Ostern gefeiert wird.

Eine spirituelle Nachtwanderung mit einer Länge von zirka 20 Kilometern und sieben Stationen bietet die Stiftskirchengemeinde Diez an. Sie beginnt an Karfreitag um 23 Uhr mit einer kleinen Stärkung am Gemeindehaus in Diez und endet dort wieder am folgenden Morgen. Anmeldungen sind über die Website der Gemeinde (stiftskirche-diez.de) möglich. „Vom Dunkel ins Licht“ ist das Motto für die Osternacht in der St. Peter-Kirche in Altendiez. Sie beginnt am Karsamstag um 22 Uhr bei Feuerschein vor dem Gotteshaus, bevor die Anwesenden in die Kirche einziehen.

Unkonventionelle Feiern gibt es auch in der Esterau. In Dörnberg wird am Karsamstag um 21 Uhr ein Osterfeuer entzündet. Am Ostermontag startet um 14 Uhr in Geilnau ein Emmaus-Spaziergang vom Brunnenhaus zur Turnhalle. Am Ostermontag ist von 14 bis 18 Uhr in Schönborn der Pfarrgarten für Groß und Klein geöffnet; tags zuvor kann dort um 10 Uhr im Kindergottesdienst nach Eiern gesucht werden. Mit einem Feierabendmahl im Luthergarten wird in Klingelbach an Gründonnerstag um 19 Uhr an Jesu letztes Abendmahl erinnert.

Zum Osterspaziergang und der Eiersuche für Kinder im Pfarrgarten lädt die Kirchengemeinde Bornich am Ostermontag um 10 Uhr ein. Zur gleichen Zeit gibt es einen bewegten Familiengottesdienst in Himmighofen, der von der Grillhütte zur Kirche führt. Eine Osterwanderung von Becheln nach Schweighausen, während der Abendmahl gefeiert wird, bietet die Emmausgemeinde Schweighausen am Ostersonntag an, los geht's um 10 Uhr am Friedhof in Becheln.

Viele Kirchengemeinden beginnen den Ostermorgen in aller Frühe um 6 Uhr mit Andacht, teilweise mit anschließendem Frühstück, so etwa in Burgschwalbach, Diez-Freiendiez, Dienethal, Flacht, Gemmerich, Hirschberg, Kördorf, Lahnstein (Nordallee), Nassau, Nastätten, Reitzenhain, St. Goarshausen.

Teilweise gelten noch Corona-Einschränkungen und es bedarf einer Anmeldung. Überall wird außerdem unter entsprechenden Hygiene-Konzepten das Abendmahl angeboten.

Hier finden Sie eine Übersicht mit noch mehr Andachts- und Gottesdienstangeboten der evangelischen Kirchengemeinden von Gründonnerstag bis Ostermontag.