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60 Jahre Mauerbau in Berlin

Schicksalstag der Deutschen: Erinnerung, wie Spaltung Unmenschliches ermöglicht

Rmauerfall1982 co becrima HEIN-LAHN/BERLIN. (13. August 2021) 13. August 1961: in Berlin wird die Mauer gebaut. Was das für Menschen und deren Familien bedeutete, können wohl nur Menschen nachempfinden, die das erlebt haben. Fakt ist aber auch: Kein Deutscher kann dieses Ereignis als pures Datum in den Geschichtsbüchern abtun. Dieser 13. August zeigt, zu welch teilenden und  menschenverachtenden Konsequenzen Politik und Menschen fähig sind. Wer heutzutage soziale Medien verfolgt, merkt, dass es dazu noch nicht einmal eines totalitären Regimes bedarf, um ähnliche Spaltung zu erzielen. Da sorgt statt Steinen die verbale Spaltung schon lange für neue Mauern zwischen Menschen einer Nation, einer Region, einer Familie.

BerlinBernauer01 2019 co becrima Der 13. August 1961 ist einer der vielen Schicksalstage der Deutschen, leitete vor genau 60 Jahren die ebenso unrühmliche wie unmenschliche Teilung einer Stadt ein: Mehr als 100 Menschen starben an der innerdeutschen Grenze beim Versuch, die damalige DDR zu verlassen. Das ist nur einer vieler Gründe, warum sich Deutsche heute besonders für das Schicksal von Geflüchteten in aller Welt einsetzen.

Es waren nicht zuletzt Gebete und kirchliche Räume, die dem unmenschlichen Spuk im Jahr 1989 ein Ende bereiteten. Der evangelische Pfarrer Wolfgang Schinkel (71) lebt seit fast sechs Jahrzehnten im Raum Gießen. Richtig zu Hause fühlt sich der ehemalige Flüchtling aus der DDR aber dort nicht, wie er betont. Schinkel ist elf Jahre alt, als in der Nacht vom 12. auf 13. August 1961 U- und S-Bahn-Verbindungen zwischen Ost- und West-Berlin gekappt und Fenster in Gebäuden zugemauert werden. Hier seine Erinnerungen an diesen Tag und seine spätere Flucht aus der „Ostzone“.

Zu den Fotos:
Die Bernauer Straße in Berlin ist ein Symbol für die Teilung der Hauptstadt und das Unrecht, das Menschen in der DDR widerfuhr. Die dort errichtete Kapelle der Versöhnung ist ein Beitrag, die Menschen aus Ost und West wieder zu einen. Am Ende waren es Gebete, Kontakte und die Glasnost-Politik von Michail Gorbatschow, die die Mauer wieder zu Fall brachten, wie es die Personen auf dem Bild bereits vor fast 40 Jahren versuchten. Fotos: Matern

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Rund um die Loreley viel schmutzige Beute gemacht

Evangelische Kirchengemeinde St. Goarshausen lud zum Mitmachen beim „RheinCleanUp“ ein – 60 volle Müllbeutel

RCU20 Austeilen becrima ST. GOARSHAUSEN/RHEIN-LAHN. (15. September 2020) Schmutzige Beute machten am Wochenende viele freiwillig Helfer, die sich in St. Goarshausen am diesjährigen „RheinCleanUp“ beteiligten. Gemeindepfarrerin Janina Franz konnte mehr als 30 Engagierte unterschiedlichsten Alters am Vormittag mit Sammelbeuteln, Handschuhen, Warnwesten und Greifern ausstatten, die sich am Rheinufer rund um die Loreleystadt auf die Suche nach Abfall machten und nach vier Stunden für einen vollen Abfallcontainer sorgten.

Hinzu kam eine achtköpfige Sammelgruppe aus Ehrental sowie die RCU20 Orga becrima Konfirmandinnen und Konfirmanden aus den benachbarten Kirchengemeinden des Welterbes von Nochern, Lierschied und Weyer. Die hatten am Samstag einen Extra-Unterrichtsblock zur Bewahrung der Schöpfung eingelegt. Eine Gruppe der evangelischen Kindertagesstätte „Arche am Rhein“ hatte sich bereits tags zuvor auf Müll einsammelnde Wanderschaft begeben, denen Franz allesamt ein dickes Dankeschön für ihren Einsatz sagte. Den hatte am Samstagvormittag auch die Beigeordnete der Loreleystadt Katrin Vetters dem ganzen Orgateam und den Helfenden ausgesprochen.

Die insgesamt 60 Kinder und Erwachsenen hatten schließlich Rheinufer, -Anlagen und Grün von Abfall befreit, der in 60 Müllbeuteln am Container abgeliefert wurde. Heinz Rössler von der freiwilligen Feuerwehr stand bereit, um die größeren Funde, wie etwa sieben Altreifen, einiges an Altmetall und drei Kanister mit – laut Etikett – Resten von ätzenden und umweltschädlichen Flüssigkeiten zu sichern. „Insgesamt dürften wohl fast 15 Kubikmeter Müll zusammengekommen sein, die jetzt nicht mehr am Rheinufer herumliegen“, resümierte Franz am Nachmittag.

RCU Reifen FotoGemeindeDass sie bereits zum zweiten Mal die Organisation für die Aktion übernommen hatte, ist für sie ein christliches Anliegen: „Wir haben ja den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren“, so die Theologin. Außerdem fand sie es blöd, wenn beim RheinCleanUp ausgerechnet der schönste Teil des Stromes rund um die Loreley außen vorbliebe. Und schließlich trage die Aktion auch zur Bewusstseinsänderung im Umgang mit der Natur bei. „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern!“, zitierte sie ein Gesangbuchlied. Das funktioniert, wie das Gesamtergebnis zeige: die Veranstalter berichteten, dass 35.000 Mülljäger das Ufer von 320 Tonnen Müll befreit haben.   Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Am Vormittag stattete Gemeindepfarrerin Janina Franz viele hilfsbereite Menschen mit Müllsäcken und anderem Sammelmaterial aus. Vier Stunden später wurden die Funde an einem Container zusammengetragen. Fotos: Matern/Gemeinde

 

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Aktion Brot für die Welt eröffnet

Spendenaktion evangelischer Hilfsorganisation steht unter dem Motto „Wandel säen“gestartet

 Scherf Kanzel Neetz 800x600RHEIN-LAHN/FRANKFURT (15. Dezember 2023) Weltweit hungern nach Angaben der evangelischen Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ derzeit fast 800 Millionen Menschen. Hilfe bleibe deshalb nach wie vor nötig. Unter dem Motto „Wandel säen“ haben die evangelischen Kirchen die 65. Spendenaktion von „Brot für die Welt“ auch regional eröffnet. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Ulrike Scherf rief während der regionalen Eröffnung der Hilfsaktion in einem Gottesdienst bei Gießen dazu auf, „innere Türen und Tore zu öffnen“ und damit Wege zu ermöglichen, Hoffnung zu schenken und Wandel zu säen.

Scherf erinnerte dabei an die besondere Bedeutung des Advents als Vorbereitungszeit für die Ankunft Jesu und die damit verbundene Hoffnung auf eine bessere Welt. Der Advent vermittele eine Ahnung dafür, wie wichtig es sei, „dem Schwachen und Zarten Palmzweige hinzustreuen und dabei zu helfen, Wege zu bereiten, die nicht nur mit dicken Panzern, sondern auch mit leichten Füßen oder klappernden Eselshufen zurückgelegt werden können“. Gott zeige sich zudem vor allem da, „wo einer Diskriminierung und Ausgrenzung entgegentritt, Falschnachrichten aufdeckt, tröstende Worte findet“ und „da, wo Menschen gegen Hass und Gewalt eintreten, für Menschlichkeit, die allen Menschen gilt, unabhängig von Religion, Herkunft, Nationalität“.

BFDW 65 Aktion Kenia Foto Jrg Bthling Brot fr die WeltBrigitte Molter, Referentin für Brot für die Welt im Zentrum Ökumene der EKHN in Frankfurt, stellte im Gottesdienst exemplarisch ein Hilfsprojekt aus Kenia vor, bei dem „Brot für die Welt“ Menschen dabei helfe, „Hunger und Armut aus eigener Kraft zu überwinden“. Die Menschen würden zum Beispiel darin geschult, Obst und Gemüse ohne Kunstdünger und Pestizide nachhaltig anzubauen.

Traditionell findet im Gottesdienst am 1. Advent auch die Jugend-Aktion „5000 Brote“ ihren Abschluss. Konfirmandinnen und Konfirmanden setzen sich dabei mit Themen wie globaler Ungleichheit, Hunger und Armut und der Relevanz von Bildung auseinander. Sie backen in Kooperation mit regionalen Bäckereien Brote zugunsten von Kinder- und Jugendausbildungsprojekten in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Hilfe zur Selbsthilfe leistet auf vielfältige Weise übrigens seit mehr als 40 Jahren der Arbeitskreis Nassau-Mabira des Evangelischen Dekanats Nassauer Land; wer sich in ihm engagieren möchte, findet hier mehr Informationen. 

Mehr Informationen zur Hilfsaktion Brot für die Welt finden Sie hier.

Spenden für Brot für die Welt nimmt jedes Pfarramt sowie Sparkassen und Banken entgegen; sie sind auch digital hier möglich.

Spendenkonto:

Brot für die Welt

IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00

Zu den Fotos:
An der bundesweiten Eröffnung der 65. Aktion Brot für die Welt in der Peterskirche in Leipzig nahmen neben Tobias Bilz, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und Peter Nyorsok, Direktor Anglican Development Services North Rift Region Kenia, auch Bundespräsident a.D. Joachim Gauck und Dagmar Pruin, die Präsidentin von Brot für die Welt teil. Foto: BfdW/Jens Schulze

Hilfe zur Selbshilfe – die wird auch in Kenia geleistet mit einem Projekt für Kleinbauern, das den Maisanbau verbessern soll. Foto: BfdW/Jörg Böthling

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Advent im Nassauer Land – Tür 7

RHEIN-LAHN. (7. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?   Lukas 1, 27 + 28

Es ist heutzutage nichts Ungewöhnliches, aus heiterem Himmel beschimpft zu werden. Da hast du im Straßenverkehr einen Augenblick geträumt und die

Ampel ist auf grün - schon geht es los. Wer Position bezieht, wer helfen will, wer Rücksicht nehmen und mit Bedacht handeln will, kann sich von einem auf den anderen Moment im Kreuzfeuer der Kritik wiederfinden. Beleidigen, beschimpfen, missachten – einflussreiche Politiker machen solches Benehmen und das völlige Fehlen von Höflichkeit salonfähig. Es gibt einen Tonfall, der Menschen klein und schwach werden lässt.

Wie war der Ton in Israel zur Zeit der Geburt Jesu? Wie beeinflusste ihn die römische Besatzungsmacht, die sich den Bewohnerinnen und Bewohnern weit überlegen fühlte?

Und wie ist das Mädchen Maria aufgewachsen in einer x-beliebigen Familie im kleinen Städtchen Nazareth? Damals wurden die Kinder nicht gefragt: Willst du dies, willst du jenes. Sie mussten gehorchen und im Familiensystem funktionieren. Eine Maria musste sich so verhalten, dass sie ordentlich verheiratet werden konnte.

Und dann kommt der Engel. Er spricht im Tonfall Gottes. Maria ist ein Kind

Gottes, eine seiner Töchter. Der Engel spricht zu ihr wie zu einer Königin. Er mutet dem Mädchen viel zu. Er traut ihr viel zu. Gott weiß, wie „empowerment“ (jemanden stark und fähig machen) geht!

Es ist, als handle der Engel nach einem Wort, das Paulus später schreiben wird: Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor. Röm.12, 10

Maria wächst Mut zu.

Dekanin Renate Weigel

DA Wort Gedenktafel drauen Foto Agaplesion Elisabethenstift Julia Marmah

75 Jahre „Darmstädter Wort“: Wegweisendes Dokument mit blinden Flecken

Kirchenpräsident Volker Jung würdigt und kritisiert Nachkriegs-Positionspapier

DARMSTADT/RHEIN-LAHN. (8. August 2022) Am 8. August vor 75 Jahren entstand unter Mitwirkung des ersten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Martin Niemöller (1892-1984), in Darmstadt eine Erklärung, die die schuldhafte Verstrickung der Kirche in den NS-Staat klar benannte. Das sogenannte „Darmstädter Wort“ von 1947 sollte einen grundlegenden Neuanfang der evangelischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichen. Es prägte daraufhin in vielen neu gegründeten Kirchen Deutschlands das Denken der Nachkriegszeit. Vor allem in der DDR entfaltete das „Darmstädter Wort“ eine große Wirkungskraft. Eine der markantesten Formulierungen lautete: „Wir sind in die Irre gegangen, als wir begannen, den Traum einer besonderen deutschen Sendung zu träumen, als ob am deutschen Wesen die Welt genesen könne.“

Epochale Neuorientierung nach 1945

DA Wort Gedenktafel Foto Agaplesion Elisabethenstift Julia MarmahDer hessen-nassauischen Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnet das „Darmstädter Wort“ 75 Jahre nach seinem Entstehen als „wegweisendes Dokument der der Aufarbeitung mit blinden Flecken“. Das Positionspapier betone „in bester reformatorischer Tradition die Konzentration auf die Botschaft Jesu Christi, die sensibel und kritisch macht gegenüber allen politischen und weltanschaulichen Ideologien mit totalitärem Herrschaftsanspruch“. Auch Aspekte von Schuld und Vergebung seien theologisch wegweisend beleuchtet worden. So zeige der Text die „persönliche, institutionelle und generationen-übergreifende Dimension von Schuld auf“ und verweise „unmissverständlich darauf, dass Menschen auf das Versöhnungshandeln Gottes angewiesen bleiben“, so Jung. Bedeutsam sei auch die klare Positionierung gegen Militarismus und Nationalismus.

Menschheitsverbrechen bleiben unterwähnt

Zugleich trübten nach heutigen Erkenntnisstand „erhebliche blinde Flecken die epochale Bedeutung der Erklärung“. Das „Darmstädter Wort“ habe beispielsweise „keine Silbe für das Menschheitsverbrechen der Shoa übrig“, so Jung. In der Forschung werde außerdem zu Recht darauf hingewiesen, dass kritische Berichte aus der sowjetischen Besatzungszone über den Aufbau einer sozialistischen Diktatur kein Gehör bei den Verfassern gefunden hätten. Auch die schwierige soziale und wirtschaftliche Situation vieler Menschen in Deutschland, insbesondere der Vertriebenen, fände keine konkrete Erwähnung, obwohl in der Erklärung explizit von der im Evangelium begründeten Verpflichtung die Rede sei, sich der „Sache der Armen und Entrechteten“ anzunehmen. Nach Ansicht Jungs waren die Autoren von der Überzeugung getragen, ein „prophetisches Wächteramt“ im Blick auf mögliche Restauration wahrnehmen zu müssen. Jung: „Aus heutiger Sicht bleibt es völlig unverständlich, wie die Ermordung von Millionen Juden und vieler anderer im Nationalsozialismus unerwähnt bleiben konnte.“   (vr)

HINTERGRUND

„Wir sind in die Irre gegangen ...“

Im August 1947 hatte sich der Bruderrat der Bekennenden Kirche im Darmstädter Elisabethenstift getroffen. Unter Mitarbeit des ersten Kirchenpräsidenten der EKHN Martin Niemöller wurde am 8. August 1947 das „Darmstädter Wort“ beschlossen. Es befasste sich mit der Verstrickung der Evangelischen Kirche in den NS-Staat und ging weit über die im Oktober 1945 veröffentlichte sogenannte Stuttgarter Schulderklärung hinaus, indem es eine aktive Mitschuld der Kirche bekennt. Vier Abschnitte beginnen mit dem Satz „Wir sind in die Irre gegangen...“ Die Autoren wollten den Tendenzen zu einer Restauration der Evangelischen Kirche entgegenwirken und einen Neuanfang markieren, indem sie die Sünden der Vergangenheit klar benennen und bekennen. Der Text war wegen seiner schonungslosen Selbstkritik schon damals umstritten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) konnte sich nicht dazu durchringen, ihn zu einem ihrer grundlegenden Texte zu machen. Er entfaltete aber in der DDR, insbesondere in der dortigen Friedensbewegung, eine nachhaltige Wirkung. (vr)

Hier finden Sie einen Bericht über eine Wanderausstellung zum 75-jährigen Bestehen der EKHN.