Geldsscheine becrima

Wie Politik Börsen-Entwicklung beeinflusst

Digitales Finanz-Café der Initiative 55 plus-minus greift aktuelles Thema auf

 RHEIN-LAHN. (17. März 2025) Welche Wirkung hat die Präsidentschaft Donald Trumps auf die Börsenkurse? Dieser aktuellen Frage wird unter anderem im nächsten digitalen Finanz-Café der Initiative 55plus-minus im evangelischen Dekanat Nassauer Land am Mittwoch, 19. März von 18 bis 19.30 Uhr nachgegangen. Im gegenseitigen Austausch soll darüber gesprochen werden, wie finanzielle Entwicklungen durch verschiedene globale und nationale Ereignisse beeinflusst werden.

Anmeldungen für das Zoom-Meeting werden erbeten bei Ralf Skähr-Zöller unter E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per Telefon 0176-40746639. Angemeldete erhalten dann den Einwahl-Link oder können sich über die Lene-App (www.lene-online.de) auch direkt einwählen .

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Jubiläum am Rhein-Lahn-Eck: Kirchen sind Orte, die alle Menschen einladen

Mit Kirchenpräsidentin Tietz in Lahnstein an Bau des evangelischen Gotteshauses vor 150 Jahren erinnert

150 KircheOLS 290625 Tietz Predigt01 becrima  LAHNSTEIN/RHEIN-LAHN. (29. Juni 2025) Mit einem feierlichen Gottesdienst und einem fröhlichen Fest hat die evangelische Kirchengemeinde Oberlahnstein an Bau und Einweihung ihrer Kirche in der Lahnsteiner Nordallee vor 150 Jahren erinnert. „Kirchen sind Orte, die alle Menschen einladen. Jeder darf kommen“, sagte Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Sie hielt die Festpredigt zum Jubiläum.

In dieser Kirche könne man Dinge erleben, die sich mit Geld nicht kaufen lassen, erklärte Tietz zum biblischen Predigttext, in dem ein Kaufmann durstigen Menschen Wasser anbietet, ohne dafür zahlen zu müssen. Gemeinschaft, freiwillige Fürsorge füreinander, die Nähe Gottes und eine erfüllte reiche Zeit seien dort zu haben. „Sicher braucht es auch Geld, um eine Kirche zu bauen“, so Tietz. Aber so kreativ die Gemeinde auch sei, Geld zu sammeln, geschehe dies nicht in Absicht eines Kaufgeschäfts für Reiche, „sondern damit alle Menschen hier etwas finden, um sich im Alltag unterbrechen zu lassen“. Gott selbst rufe „Kommt her zu mir!“ und biete Getränke und nahrhaftes Essen für den inneren Menschen, für die Seele. „In der Geschichte dieser Kirche haben Menschen schwierige Phasen und Umbrüche, Hoch-Zeiten und tiefe Täler durchlebt“, so die Theologin. „Gottes Bund blieb bestehen. Immer wieder konnten Menschen hier die Nähe und Fürsorge Gottes erleben.“

150 KircheOLS 290625 Liturgie Foto Jens WeyerhaeuserDem Festgottesdienst, den die Gemeindepfarrer Kerstin Graf und Benjamin Graf mit gestalteten, verlieh der Auftritt des Fanfarenzugs der TGO Lahnstein einen festlichen Charakter. Kirchenmusiker Jona Feilbach spielte nicht nur die Orgel, sondern scharte auch einen Projektchor um sich, der zehn Wochen für diesen Auftritt geprobt hatte. „O happy day“ klang es fröhlich und vielsagend in dem im Jahr 1875 eingeweihten Gotteshaus. Vom steinernen evangelischen Geburtstagskind strömten die Festgäste dann hinüber zum Gemeindehaus in der Wilhelmstraße.

150 KircheOLS 290625 GF Dekanat Janott Graf Ellermann becrima Dort begrüßte Benjamin Graf jede Menge Kinder und Erwachsene und meinte nach dem stimmungsvollen Einzug des Fanfarenzugs in Richtung Kirchenpräsidentin: „In der Kirche fehlt etwas, das wir hier in Lahnstein haben!“, um dem Musikzug dann zur Feier des Tages mit einem dreifach donnernden Helau zu danken. Allen engagierten Vereinsmitgliedern und Menschen, die nicht nur das Fest tatkräftig und mit finanziellen Zuwendungen ermöglichen, galt der Dank des Gemeindepfarrers. „Auf ihr Wohl und unsere Kosten!“, rief er zum Trinken, Pizzaessen und Feiern ein. Dekanin Kerstin Janott und die Vorsitzende der Dekanatssynode Astrid Ellermann überreichten einen großen Schirm in Regenbogenfarben, der bei Regen wie bei der großen Hitze des Jubiläums gute Dienste tut. Er möge an die Vielfalt der Menschen und ihrer Begabungen erinnern, auf die eine Gemeinde angewiesen sei, so die Dekanin. „Jeder kann etwas anderes.“ Gottes Geistkraft führe zusammen. In diesem Sinne gemeinsam unter Gottes Schutz und Schirm unterwegs zu bleiben, wünschten die beiden der Kirchengemeinde.

150 KircheOLS 290625 GF MgmstJohannesLauer becrima 150 KircheOLS 290625 GF Rhein Lahn Nixe Sarah becrima Dass es im katholischen Rheinland für viele protestantische Generationen sicher nicht einfach gewesen sei, meinte Lahnsteins Bürgermeister Johannes Lauer, bis dann mit der evangelischen Kirche in der Nordallee zugleich ein neues Wahrzeichen der Stadt erbaut worden sei. Besonders dankte er für den „wahnsinnig großen Einsatz“ der Kirchengemeinde. „Was sie hier in unserer Gesellschaft alles leisten, wissen viele gar nicht“, so der städtische Vertreter und nannte als Beispiel die Kindergärten. Mit der Rein-Lahn-Nixe war Kur- und Verkehrsvereins-Vorsitzender Günter Groß zum Jubiläum gekommen. Es gehe nicht nur ums Erinnern an vergangene Zeiten, erklärte Sarah I. in ihrem Grußwort. Vielmehr sei die Kirche ein lebendiger Teil und Ort für den Glauben, die Heimat und Orientierung gebe und „Impulse für die Zukunft“, so die charmante Repräsentantin der Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn.

150 KircheOLS 290625 GF Projektchor Martin WagnerNeben Spiel und Spaß für die kleinen Gäste rund ums Gemeindehaus sowie im benachbarten Hof des Jugendkulturzentrums lockerte Gesang den regen Austausch bis zum Nachmittag auf. So gab außer dem Projektchor auch der Lahnsteiner Männerchor unter Leitung von Jürgen Salzig mit kräftigem Klang ein Geburtstagsständchen zum Besten. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:

Gebührend und mit viel Gesang und Fanfarenklang gefeiert wurde das Jubiläum der vor 150 Jahren erbauten evangelischen Kirche in Oberlahnstein. Kirchenpräsidentin Christiane Tietz hielt die Festpredigt. Groß war die Gratulantenschar, die sich nach dem Festgottesdienst im und rund ums Gemeindehaus einfand. Fotos: Bernd-Christoph Matern/Jens Weyerhäuser/Martin Wagner

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Tietz: „Gemeinsamer Einsatz für die Demokratie“

Kirchenpräsidentin spricht zur Eröffnung der Frühjahrstagung zu Bedeutung und Aufgabe von Kirche

 FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (8. Mai 2025) Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz hat die gesellschaftliche Rolle der Kirchen unterstrichen. Vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode sagte sie am heutigen Donnerstag: „Wir sind als Kirche politisch, insofern wir uns nach wie vor und unermüdlich dazu äußern, wo wir die Rechte von Menschen missachtet sehen, sei es durch Taten, sei es durch Worte.“ Kirche habe es, daran sei sie „jüngst mahnend erinnert“ worden, mit den Fragen von Leben und Tod zu tun.

DEKT 020525 Tietz becrima „Wir sind davon überzeugt, dass das Leben jedes Menschen von Gott gewollt ist und, dass - wie wir an Ostern gefeiert haben - Gott stärker ist als alle Mächte des Todes“, sagte Tietz. „Genau deshalb müssen wir darauf aufmerksam machen, wo in unseren Augen die Lebensmöglichkeiten von Menschen ungerechtfertigt beschnitten werden, und müssen uns kritisch zu allen todbringenden, lebenzerstörenden Mächten, wie Hass, Gewalt oder Unterdrückung, äußern.“ Tietz hob hervor, dass sich Kirche für den Bestand der Demokratie einsetze in Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Kräften. Dabei sei es besonders wichtig, das Bewusstsein wachzuhalten, dass die Demokratie auf der gleichen Würde aller Menschen gründet.

Kirche hat gesellschaftliche Relevanz

Als „Lebensadern“ der Kirche bezeichnete Tietz die Liturgie, das Zeugnis, die Bildung und Seelsorge, die Diakonie und die Gemeinschaft. „Keine dieser Lebensadern darf verkalken.“ Diese Kirche habe gesellschaftliche Relevanz, „gerade in unserer Zeit“, so Tietz. Kirche sei vor Ort präsent und offen für verschiedene Frömmigkeitsformen. Sie lebe vom Engagement Haupt- und Ehrenamtlicher, sei geprägt von der Arbeit von, für und mit jungen Menschen und zeichne sich durch breites diakonisches Engagement aus.

Keine „Billige Gnade“ für Täter

Auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche wurde von Christiane Tietz thematisiert. Sie warnte vor „billiger Gnade“ und zitierte damit eine Formulierung Dietrich Bonhoeffers. „Billige Gnade“, also die „Predigt der Vergebung ohne Buße“, dürfe es nicht geben, schon gar nicht bezogen auf die Missbrauchsfälle und die davon betroffenen Personen. „Wir müssen eine differenzierte Rede von Schuld und Sünde lernen“, so Tietz. „Deshalb darf aus dem Bereuen des Täters nicht die Forderung an betroffene Personen, vergeben zu müssen, abgeleitet werden.“

ekhn2030 - Vielfalt und Polyphonie

Tietz ging auch auf den aktuellen Transformationsprozess der EKHN ein, der durch Vielfalt und die „Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen“ geprägt sei. Dieser sei sehr komplex und wirke sich aktuell in den verschiedenen Kirchengemeinden sehr unterschiedlich aus. „Bei meinen vielen Besuchen und Gesprächen in unserer Kirche hat mich beeindruckt, an wie vielen Orten es aber doch gelingt, die Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen auszuhalten“, äußerte sie sich zur laufenden Arbeit im Prozess.

Das Gelingen dieser vielfältigen Arbeitsprozesse, an denen sehr viele verschiedene Menschen beteiligt sind, verglich Christiane Tietz mit der Musik. Dort sind viele Stimmen und Instrumente gleichzeitig zu hören, die mal disharmonisch, mal harmonisch einen polyphonen Klang ergeben. „Mein Wunsch ist, dass uns im Transformationsprozess eine solche musikalische, polyphone Wahrnehmung gelingt. Dann können wir die Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen aushalten und reiben uns nicht in falschen Alternativen auf. Dann spielt nicht jeder möglichst laut nur seine eigene Stimme“, sagte sie.

Begeistert von Menschen und Aufgaben

Zu ihren ersten Monaten im neuen Amt sagte sie: „Die Vielfalt der Arbeitsfelder, die ganz unterschiedlichen Menschen, mit denen ich im Gespräch bin, begeistern mich.“

Auf der Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gab Kirchenpräsidentin Christiane Tietz erstmals den traditionellen „Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft“ ab. Sie stellte ihn unter das biblische Wort „So spricht unser Gott: ‚Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.‘“ (Jesaja 41,19). Tietz ist seit Februar 2025 die Nachfolgerin von Volker Jung und die erste Frau als Kirchenpräsidentin der EKHN. (ag)

Zu den Fotos:
Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) tagt in Frankfurt. Wie schon beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover bekräftigte Kirchenpräsidentin Christiane Tietz dabei, dass Kirche auch politisch sein müsse und sich nach wie vor und unermüdlich dazu äußern müsse, wo sie Rechte von Menschen missachtet sieht, sei es durch Taten oder durch Worte. Fotos: Bernd-Christoph Matern

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Tietz: Alle Menschen brauchen Hilfe von anderen Menschen

175 Jahre Stiftung Scheuern: Zum großen Fest in Nassau mit hunderten Gästen verzogen sich sogar die Wolken

175JahreStiftung250525 VIP Gaeste becrima  NASSAU/RHEIN-LAHN. (30. Mai 2025) Mit hunderten Gästen hat die Stiftung Scheuern am Sonntag ihr 175-jähriges Bestehen gefeiert. Den Auftakt machte ein Festgottesdienst, der aufgrund der Wettervorhersage kurzfristig von der Wiese in den Versammlungsraum der Stiftung verlagert wurde. Die fröhliche Feier auf der Festwiese konnte dann wider Erwarten doch ohne Regen über die Bühne gehen.

175JahreStiftung250525StiftungLisaTreusch„You'll never walk alone“ erschallte es lautstark während des Gottesdienstes, den ein Projekt-Posaunenchor des Dekanats Nassauer Land unter Leitung von Petra Weigand musikalisch begleitete. Das passte zur Festpredigt von Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). „Alle Menschen sind hilfsbedürftig. Alle Menschen brauchen Hilfe von anderen Menschen“, betonte sie, als sie über biblische Verse aus dem 16. Johannes-Evangelium predigte. Der handelt von menschlichen Wünschen, großen und kleinen, und dem Mut, den der Glaube gibt, eine manchmal Angst machende Welt gemeinsam miteinander zu überwinden. 175JahreStiftung250525 Godi Biesgen becrima „Ich glaube, Gott hat hier in Scheuern große Wünsche gehört. Viele Menschen haben sich gewünscht, dass es diesen Ort gibt. Viele Menschen haben Gott gebeten, dass Inklusion hier wirklich wird. Gott hat die Bitten von den Menschen gehört.“, sagte Tietz. Und die Menschen in Scheuern hätten in den 175 Jahren nicht nur gebetet, sondern auch gehandelt. „Sie haben einen Ort geschaffen, an dem Inklusion wirklich ist.“ Jeden Tag werde dafür gearbeitet, dass Menschen ihren Lebensraum passend gestalten können. Wichtig sei ebenso, Gott zu entdecken, „im warmen Lächeln eines Menschen oder wenn jemand einen anderen Menschen tröstet“, so die Theologin. Ebenso sei Gottes Kraft zu spüren, wenn eine Gruppe von Menschen laut lache, wenn getanzt oder zusammen gesungen werde.

Davon gab es beim Jubiläumsfest reichlich. Der theologische Vorstand der Stiftung Pfarrer Gerd Biesgen griff selbst zur Gitarre, bevor der Stiftungsratsvorsitzende Kristian Brinkmann die Gäste begrüßte und darauf hinwies, dass Inklusion aktuell wieder bedroht sei. „Aber wer 175 Jahre überdauert hat, wird sich auch bei Gegenwind behaupten“, zeigte er sich 175JahreStiftung250525 Godi GW Sozialministerin becrima 175JahreStiftung250525 Godi GW Brinkmann becrima zuversichtlich. Bernd Feix, pädagogischer Vorstand der Stiftung, bat einige Ehrengäste um ein Grußwort, so etwa die rheinland-pfälzische Sozialministerin Dörte Schall. Die rief dazu auf, Menschen so anzunehmen wie sie sind und unterstrich die Bedeutung der Demokratie, ohne die Gleichberechtigung nicht möglich sei. Landrat Jörg Denninghoff sowie der SPD-Landtagsabgeordnete und Nassauer Stadtbürgermeister Manuel Liguori betonten die segensreiche Arbeit der Stiftung für die Region und das gute Miteinander.

175JahreStiftung250525 Godi Dekanat becrima Das evangelische Dekanat Nassauer Land gratulierte mit einem großen bunten Schirm in Regenbogenfarben, auf dem „gemeinsam unterwegs“ geschrieben steht. „Bunt wie das Leben, bunt wie wir“, sagten die stellvertretende Dekanin Maike Kniese und der stellvertretende Vorsitzende der Dekanatssynode Ulrich Werner und erklärten: „Wir in der Kirche und die Diakonie sind gemeinsam unterwegs“. Die Stiftung sei wichtig und wertvoll, weil dort wichtige und wertvolle Menschen leben und arbeiten.

 

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175JahreStiftung250525 KP MabiraGruppe becrima Fröhliche Gemeinschaft war anschließend auf der dicht bevölkerten Festwiese der Stiftung zu spüren. Dort gab es nicht nur Mittagessen. Rundherum präsentierten sich Einrichtungen, Institutionen und diakonische Angebote aus der ganzen Rhein-Lahn-Region. Ein kurzweiliges Rahmenprogramm mit Tanzgruppen, Musik und einem die wechselvolle Geschichte der Einrichtung vor Augen führenden Schauspiel unterhielt die große Geburtstagsschar und sorgte für lauten Beifall.

Schon am Freitagabend war das Jubiläumswochenende mit einem Auftritt des Duos „2Flügel“ in Nassau eingeleitet worden. Die bewegende Mischung aus Konzert und Lesung mit Christina Brudereck und Ben Seipel begeisterte die Menschen in der voll besetzten Nassauer Stadthalle. Bernd-Christoph Matern

Wer mehr über die bewegende 175-jährige Geschichte der Stiftung Scheuern erfahren möchte:

Hier lässt sich eine digitale Jubiläums-Festschrift herunterladen

Zu den Fotos:
Auch hochrangige Vertreterinnen aus Kirche und Politik wie Kirchenpräsidentin Christian Tietz (2. von rechts) und die rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialinisterin Dörte Schall (5. von links) unterstrichen mit ihrem Besuch, wie wichtig die Stiftung Scheuern für ein gelingendes und selbstbestimmtes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung im Land ist.

Tanzgruppen unterhielten die Gäste ebenso wie ein bewegendes Schauspiel zur Geschichte der Stiftung, das von deren Bewohnerinnen und Bewohnern aufgeführt wurde.

Dass Inklusion nicht nur in Nassau und der Rhein-Lahn-Region gelebt wird, zeigte der Stand des Arbeitskreises Nassau-Mabira, der dort unter anderem an sein Majua-Projekt erinnerte, mit dem Kinder mit einer Beeinträchtigung in dem tansanischen Partnerdistrikt des Dekanats aus ihrem Schattendasein geholt werden sollen. Fotos: Lisa Treusch (1)/ Bernd-Christoph Matern

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Kirchenpräsidentin: Friedhöfe machen Sterben und Tod sichtbar

An Hinterbliebene denken – Trauerfeiern und -orte erleichtern Abschied und ermöglichen Erinnern

KP CHristianeTietzTalar ekhn bongard DARMSTADT/RHEIN-LAHN. (23. November 2025) Am heutigen Ewigkeitssonntag wird in den Gottesdiensten der evangelischen Kirchen im Rhein-Lahn-Kreis der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres gedacht. Friedhöfe waren seit Jahrhunderten ein öffentlicher Ort, um trauern zu können. In Rheinland-Pfalz hat ein neues Bestattungsgesetz eine Diskussion unter anderem darüber in Gang gesetzt, ob Sterben Privatsache ist oder ob es ein Recht auf öffentliche Trauerorte geben sollte. Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Christiane Tietz beschäftigt sich im folgenden Beitrag mit der Frage, wie hilfreich es für trauernde Menschen ist, öffentliche Trauerorte und -feiern zu haben.

„Rheinland-Pfalz hat seit wenigen Wochen ein neues Bestattungsgesetz. Es hat auch eine Debatte darüber ausgelöst, wie wir heute den Tod verstehen. Die Beobachtung des Dichters Edward Young vor mehr als 300 Jahren ist wohl immer noch zutreffend: „Ein jeder hält einen jeden für sterblich - außer sich selbst.“ Es ist schwer, sich der eigenen Sterblichkeit und Endlichkeit bewusst zu sein. Zwar weiß man theoretisch, dass die eigene Lebenszeit begrenzt ist. Aber auf die persönliche Lebensführung wirkt sich das nur selten aus.

„Bedenken, dass wir sterben müssen“

Der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud beobachtete später: „Im Grunde glaubt niemand an seinen eigenen Tod“ und lebt, als hätte er ewig Zeit. Selbst wenn man grundsätzlich weiß, dass Menschen sterblich sind, versucht man den Tod aus dem Leben zu verdrängen und ihn totzuschweigen. Freud bemerkte dies 1915, inmitten des Ersten Weltkrieges. Denn die Erfahrung von Krieg, in dem der Tod allgegenwärtig war, machte es unmöglich, den Tod zu verdrängen.

Religionen halten ein Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit wach. Schon das Orakel von Delphi mahnte seine Besucher: Erkenne dich, erkenne deine Sterblichkeit. Im biblischen Psalm 90 formulierte der Beter: „Menschen sind wie Gras, das am Morgen blüht und sprosst und am Abend welkt und verdorrt. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

Öffentliche Trauer kann trösten

Die modernen Friedhöfe sind öffentliche Orte, die die Wirklichkeit des Sterbens und des Todes sichtbar halten. Manchmal tut es gut, über einen Friedhof zu gehen und die Namen und Lebensdaten auf den Grabsteinen bewusst wahrzunehmen. Der Name eines Menschen erinnert an die Einmaligkeit seines Lebens und seine besondere Lebensgeschichte, die keiner anderen Geschichte gleicht. An manchen Grabsteinen kann man ablesen, wie sehr die Verstorbene vermisst wird. Das ist schlimm – aber es ist auch schön, weil es zeigt, wie viel Begegnung und Liebe es vorher gab. Wenn ein Leben kurz war, erschrickt man und begreift – zumindest für einen Moment –, wie kostbar jeder einzelne Tag ist.

Nach dem neuen Bestattungsgesetz können Urnen nun im eigenen Garten beigesetzt oder in den großen Flüssen in Rheinland-Pfalz versenkt werden. Die Asche kann außerhalb eines Friedhofs verstreut oder aus ihr kann ein Diamant gepresst werden. Verstorbene müssen nicht mehr auf einem Friedhof beigesetzt werden. Möglich ist solches nur, wenn man dies zu Lebzeiten so festgelegt hat. Bevor man sich dafür entscheidet, könnte es hilfreich sein zu überlegen, was es für andere bedeutet, wenn es wie bei einer Flussbestattung keinen Ort zum Trauern gibt oder wenn durch einen privaten Trauerort der Zugang für andere erschwert wird.

Öffentliche Trauerfeiern sind Gelegenheiten, zusammen mit anderen von einem Verstorbenen Abschied zu nehmen. Zu erleben, dass auch andere um den geliebten Menschen trauern, kann trösten. Erinnerungen auszutauschen an das, was man mit ihm erlebt hat, kann ein Lächeln aufs Gesichts zaubern.

Raum für Hoffnung und Abschied

Kirchliche Trauerfeiern stellen das Leben und Sterben eines Menschen in den Horizont Gottes. Sie blicken auf die vergangene Lebenszeit im Vertrauen, dass die verstorbene Person nun bei Gott ist. Sie bieten Raum, in dieser Hoffnung Abschied zu nehmen. Schwer und doch gut sind dabei Gesten des Abschieds: wenn der Sarg oder die Urne ins Grab hinabgelassen wird – oder wenn man die ersten Schritte vom Grab weggeht. Und gleichzeitig helfen diese Gesten beim Trauern, weil sie spürbar machen: Die Wege des Verstorbenen und meine Wege trennen sich jetzt.

Es ist ein schöner kirchlicher Brauch, am Sonntag vor dem 1. Advent, am Ewigkeitssonntag, die Namen aller im vergangenen Jahr kirchlich bestatteten Menschen im Gottesdienst vorzulesen. Die Angehörigen werden dazu eingeladen. Noch einmal hält man inne und erinnert sich an den Verstorbenen und an das Abschiednehmen bei der kirchlichen Bestattung. Man hört zahlreiche Namen und macht sich bewusst, wie viele Menschen aus der Gemeinde im vergangenen Jahr gestorben sind. Das hilft, auch über die eigene Sterblichkeit nachzudenken.“

Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz