
Weltgebetstag der Frauen verbindet kreativ rund um den Globus
Kirchengemeinden im Rhein-Lahn-Kreis bieten Alternativen zu den gewohnten geselligen Treffen
RHEIN-LAHN. (26. Februar 2021) Gemeinsamer Gesang fremdländischer Melodien und Rhythmen in bunt geschmückten Gotteshäusern und hinterher vielerorts noch ein gemeinsames Essen nach Rezepten aus dem Weltgebetstags-Land – das ist in dieser Form aufgrund der Corona-Pandemie dieses Jahr im Rhein-Lahn-Kreis nicht möglich. Doch in vielen evangelischen und katholischen Kirchengemeinden wurde emsig an Alternativen getüftelt, um sich gerade jetzt weltweit im Gebet verbunden zu fühlen. „Worauf bauen wir?“, lautet das Motto. In diesem Jahr kommt die Liturgie für den Weltgebetstag (WGT) am Freitag, 5. März, von Frauen aus Vanuatu, ein östlich von Australien gelegener Inselstaat, 37 Flugstunden von Deutschland entfernt.
Die vielen ökumenischen Vorbereitungsteams zwischen Diez, Lahnstein und Lorch am Rhein hatte die Bildungsreferentin des Dekanats Nassauer Land Claire Metzmacher schon Ende Januar zu einem digitalen Treffen eingeladen, wohl wissend, dass die Planungen in diesem Jahr schwierig werden, solange nicht klar war, wie hoch die Infektionsgefahr Anfang März sein wird. Nun ist die Lage unverändert angespannt und in den Kirchengemeinden wird unterschiedlich vorgegangen. Einige Gemeinden hätten daher die Feiern gänzlich auf Sommer und Herbst verschoben, berichtet Metzmacher. „Die persönliche Begegnung, der gemeinsame Gottesdienst und das Gesellige im Anschluss sind doch sehr wichtig.“ Doch zu Gottesdiensten unter Hygienemaßnahmen gibt es interessante Alternativen.
Zu denen gehört zum einen die Übertragung und Aufzeichnung von Gottesdiensten im Internet und über digitale Plattformen, wie das seit einem Jahr ohnehin in den meisten Gemeinden getan wird. So hat sich etwa das ökumenische Vorbereitungsteam in Bad Ems entschieden, auf eine reale Zusammenkunft in der Kirche zu verzichten und den Gottesdienst stattdessen digital zu übertragen. Sehr kreativ sind die „WGT-Tüten“, die vielerorts verteilt oder abgeholt werden können. Zusammen mit engagierten Mitstreiterinnen füllt sie etwa Elisabeth Adam vom Ortsausschuss der katholischen Kirchengemeinde Bad Ems-Nassau in der Kreisstadt. In der Tüte befinden sich die Liturgie, Postkarte, Blumensamen, Rezepte, eine Spendentüte und eine selbst gebastelte Hibiskus-Blüte aus Papier, der Nationalblume Vanuatus. Die hat die meiste Arbeit gemacht. Immerhin 100 Exemplare sollen zum Weitergeben gebastelt werden. „Das ist ohne reale Begegnungen alles sehr schwierig dieses Jahr“, sagt Adam, hofft dann aber doch, dass sich durch die Übertragung des Gottesdienstes im Internet vielleicht noch Leute ansprechen lassen, die in normalen Zeiten nicht in die Kirche gegangen wären.
Auch in Diez kommt der Weltgebetstag per Tüte in viele Haushalte. „Die erinnern auch Leute ohne Internet an den Tag und die Verbundenheit im Gebet rund um den Globus“, ist Pfarrerin Maike Kniese aus Diez dankbar, dass Christiane Sonntag und Sabine Güntner fleißig 200 Tüten mit dem Begleitheft zu den Gottesdiensten, Rezepten aus Vanuatu, einem Schokoladengruß der vier Diezer Kirchengemeinden und Blumensamen des Fördervereins Blühende Lebensräume Diez gefüllt hat. Die drei evangelischen und die katholische Gemeinde der Grafenstadt übertragen zudem mit Sprecherinnen aller vier Gemeinden einen Gottesdienst im Internet.
Zwei Beispiele für viele. Wer auf Nummer sicher gehen will, in welcher Form der Weltgebetstag in der eigenen Gemeinde begangenen wird, setzt sich am besten mit dem zuständigen Pfarramt in Verbindung. Claire Metzmacher weist außerdem auf eine Übertragung um 19 Uhr im Fernsehen im Sender Bibel-TV hin, die auch online unter weltgebetstag.de angeschaut und mitgefeiert werden kann.
Mit den vielen Alternativen zu den realen Treffen schwinden die Kollekten, die normalerweise für die internationale WGT-Bewegung eingesammelt werden. „Wir haben deshalb einen Aufruf an die Kirchengemeinden gemacht, damit im Kirchenvorstand beraten und beschlossen wird, wie etwas Geld gespendet werden kann“, berichtet Metzmacher aus dem kreisweiten Vorbereitungskreis. Der Aufruf habe in einigen Gemeinden bereits ein positives Echo gehabt, etwa in den Kirchengemeinden Niederlahnstein und der Emmausgemeinde Schweighausen.
Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich christliche Frauen in der Bewegung des Weltgebetstags. Gemeinsam beten und handeln sie dafür, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So wurde der Weltgebetstag in den letzten 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen. Bernd-Christoph Matern
Allgemeine Informationen zum Weltgebetstag finden Sie hier.
Zu den Fotos:
Elisabeth Adam aus Bad Ems zeigt, was in den Tüten steckt, die in der Kreisstadt auf den Weltgebetstag am 5. März aufmerksam machen. Dazu gehören auch die liebevoll und mühsam gebasstelten Hibiskus-Blüten. Volle Tüten gibt's ach in Diez: Pfarrerin Maike Kniese , Christiane Sonntag und Sabine Güntner (von rechts) haben 200 Stück parat. Nicht nur dort und in Bad Ems übertragen evangelische und katholische Kirchengemeinden außerdem ökumenische Feiern im Internet. Das Titelbild zur Aktion stammt von der Malerin Juliette Pita, die in Vanuatu lebt.


LAHNSTEIN/RHEIN-LAHN. (17. Juni 2025) Vor 150 Jahren wurde die evangelische Kirche in der Nordallee in Oberlahnstein gebaut. Für die evangelische Kirchengemeinde ein guter Grund, den runden Geburtstag am Sonntag, 29. Juni ab 10 Uhr mit einem fröhlichen Fest zu feiern. Auch die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Christiane Tietz ist dabei.
1871 berief Landesbischof Wilhelmi als neuen Pfarrer Hermann Rocholl aus Elberfeld nach Oberlahnstein. Unter ihm wurde in dreijähriger Bauzeit die evangelische Kirche an der Nordallee errichtet. Die Steine stellte Gustav Goede, damaliger Besitzer von Burg Lahneck, aus seinem unterhalb der Burg gelegenen alten Steinbruch zur Verfügung. Die Eichenstämme stiftete die Stadt Oberlahnstein und der Orgelfonds wurde von einem Londoner Kaufmann begründet. Durch kaiserliche Verfügung wurden der Gemeinde zwei große französische Kanonenrohre für den Glockenguss übergeben und in einer Glockengießerei bei Herborn gegossen. Die Planung lag in den Händen des Wiesbadener Baurates Eduard Zais.
fünf Jahre später einen eigenen Kirchenneubau an der Allerheiligenbergstraße beziehen. Die Friedrichssegener Einwohner nutzten von 1888 bis 1912 die Simultankirche, anschließend die Oberlahnsteiner Kirche, bis die neue evangelische Friedenskirche im Ortsteil Ahl 1965 eingeweiht wurde.

Es gab zwar durchaus Bedenken gegen den Weg in die Selbständigkeit, aber viele Friedländer fühlten sich damals als „Anhängsel“ von Oberlahnstein, wie es in einem von Hinterwäller zitierten Schriftstück von Pfarrer Stahl zum Ausdruck kommt: „Sie erkannten, dass mit der Gründung einer eigenen Kirchengemeinde für Jung und Alt eine bessere geistliche Versorgung vor Ort in Aussicht stand. Und es waren auch zugleich wichtige, sichtbare Vorhaben im Blick: ein eigenes Gemeindehaus, ein Kindergarten, was ja möglich war, weil der Siedlungsgemeinschaft entsprechendes Baugelände zur Verfügung stand.“ Außerdem berichtet der ehemalige Pfarrer von dem „hoffnungsvollen Eifer einer Kerngruppe“, die zugleich auch der Grundstock für ein eifriges Gemeindeleben in dem folgenden Jahrzehnt war. So wurde nach der Wahl des ersten Kirchenvorstandes im Mai noch im Herbst des Jahres ein Haus in der Martin-Luther-Straße für die bereits bestehenden und neue Aktivitäten angemietet. Ein eigener Chor und ein Posaunenchor wurden gegründet, vier Jahre später wurde der Kindergarten eröffnet und im September 1973 das eigene Gemeindehaus feierlich eingeweiht.
In den ersten Jahrzehnten zur Amtszeit Stahls fand ein recht aktives Gemeindeleben statt, eine besondere Prägung erfolgte durch die „Missionsgemeinschaft Jesus heute e.V. Frücht“, die besonders Jugendliche als Zielgruppe hatte. So gab es damals in Friedland neben dem Kindergottesdienst eine CVJM-Jungschar und Mädchenschar, Gitarrenchor sowie einen Jugendbibelkreis. Auch die Ökumene wurde früh gepflegt. So gab es 1976 und 1977 gemeinsam mit der katholischen Gemeinde auf dem Campingplatz eine Aktion der Camping-Seelsorge. Hinterwäller: „Dieses ist nur ein Beispiel dafür, dass es bereits eine intensive und sehr gute ökumenische Zusammenarbeit gab.“ Die Katholiken nutzten zu der Zeit den Gottesdienstraum im Gemeindehaus für Vorabendmessen; „in Monaten mit fünf Sonntagen gab es keinen evangelischen Gottesdienst, sondern die Protestanten besuchten den katholischen am Samstagabend, wobei der evangelische Pfarrer die Predigt übernahm“. Diese gemeinsamen Vorabendmessen gab es bis in die 80-er Jahre, bevor sie Opfer des katholischen Pfarrermangels wurden.

Dass es während der Gottesdienste kalt werden kann, ist kein Mangel, denn „schließlich gab es im Stall von Bethlehem auch keine Heizung“, sagt Pfarrer Michael Wallau aus Miehlen. In der Mühlbachgemeinde werden Adventsgottesdienste am 1. und 3. Advent um 17 Uhr auf den Samstagabend vorgezogen und mannshohe Kerzen an einem Adventskranz entzündet. Die Besucher der Abendandachten können sich außerdem beim Nachhauseweg an kleinen Aufmerksamkeiten bedienen, die an einem Seil im Pfarrhof angebracht sind.