
„Ab in den Chor!“ bietet Schnupper-Proben
An bundesweiter Kampagne beteiligen sich auch kirchliche Ensembles aus dem Dekanat
RHEIN-LAHN. (25. August 2023) „Ab in den Chor!“ ist eine vom Deutschen Chorverband initiierte Kampagne überschrieben, die während einer bundesweiten „Woche der offenen Chöre“ vom 11. bis 17. September zu einer Schnupperprobe einlädt. Auch viele kirchliche Chöre und Ensembles beteiligen sich an der Aktion und freuen sich auf Neugierige, die mal eine Probe miterleben möchten. Ob anspruchsvolle Klassiker für Chor und Orchester, schwungvolle Gospels oder frohe Volkslieder – da findet sich für jeden Musikgeschmack das passende Angebot.
So freut sich auch die evangelische Kantorei Bad Ems über Interessierte, die am Freitag, 15. September um 19.30 Uhr zur Schnupperprobe einlädt. „Gemeinsam zu singen ist eine der sinnvollsten Freizeitbeschäftigungen in jedem Alter“, so Dekanatskantor und Chorleiter Ingo Thrun. „Mit der Teilnahme möchten wir einen unmittelbaren Eindruck in die Probenarbeit und die Chorgemeinschaft geben und dazu ermutigen, genau das für sich zu entdecken.“ Alle, die gerne singen, seien herzlich willkommen. Chorerfahrung sei wünschenswert und erleichtere den Einstieg in die Probenarbeit. „Und Männerstimmen sind besonders gerne gesehen.“
Neuankömmlinge dürfen sich bei der Schnupperprobe auf ein spannendes Programm freuen. Denn im Moment bereitet sich die Kantorei auf ein Konzertwochenende Anfang November vor, bei dem die Motetten „Jesu, meine Freude“ von Johann Sebastian Bach und „Schaffe in mir Gott“ von Johannes Brahms präsentiert werden.
Aber auch andernorts im Rhein-Lahn-Kreis sind die Probenräume in unterschiedlichen Ensembles und Kirchenchören des Dekanats geöffnet. Wo genau, findet sich auf dieser Chorland-Karte. Mehr über die Woche der offenen Chöre erfahren Sie hier.
Die „Woche der offenen Chöre“ wird im Rahmen des Förderprogramms „Kultur in ländlichen Räumen“ durchgeführt, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Zu den Fotos:
Ob in kleinen oder großen Chören, in der Kirche oder im Freien, mit klassischen oder volkstümlichen Weisen – mit der Woche der offenen Chorproben wird die Lust am Singen auch im Rhein-Lahn-Kreis geweckt. Fotos: Matern
„Der Mensch hat bis zum letzten Augenblick Bedeutung“
Pfarrerin Angelika Meder erlebte als Altenheimseelsorgerin Begegnungen mit Zuspruch und Anspruch
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (19. September 2023) Den christlichen Grundwerten der Nächstenliebe und dem Glauben an Gott hat sie sich in ihrem ganzen (Berufs-) Leben als Pfarrerin verbunden gefühlt, ganz besonders in ihrem Dienst als Altenheimseelsorgerin fürs evangelische Dekanat Nassauer Land, den sie in den vergangenen fast fünf Jahren insbesondere im Diakoniewerk Friedenswarte in Bad Ems ausgeübt hat, wo sie ihr Büro hatte. Zum Ruhestand schaut sie auf bewegende Begegnungen zurück.
„Mein Herz schlägt für Menschen und dafür, ihnen durch den kreativen Umgang mit biblischen Texten und ihrer existentiellen Botschaft die himmlische Liebe nahezubringen“, blickt sie auf ihren Dienst dort zurück und die Gottesdienste, die für sie ein wichtiger Moment der Begegnung waren, sowohl für die dort lebenden Menschen untereinander, als auch für sie selbst, „in der eine Kraft spürbar wurde, die Leben ist und schafft“. Meder: „Mir kommt es darauf an, die heilsame Berührung, in der jeder Mensch sich wertvoll erachtet und von Gott gesehen wissen darf, in den Fokus zu rücken“. Jede Begegnung, jeder Besuch, jedes Gespräch bedeute Zuspruch und Anspruch zugleich, denn: „Es ist wichtig, Bibelworte in die jetzige Zeit zu sprechen, damit sich Menschen von ihnen heute angesprochen fühlen und sich anrühren lassen“. Gerade für Ältere bedeute das, sich auf eine einfache Art und Weise auszudrücken, so dass der Glaube an Jesus Christus lebendig werden könne. Dafür nutzte sie Symbole, arbeitete mit den Sinnen und mit Musik. „Darin fand ich meine Arbeit besonders erfüllend.“
Von Christus, der der Liebe Gottes zu den Menschen Gestalt gegeben habe, seien alle Aufgaben inspiriert, die Seelsorge übernehme: Die Sorge um die Seele der ganzen Gemeinschaft und die der Einzelnen. „Du zählst, weil Du du bist. Und du wirst bis zum letzten Augenblick deines Lebens eine Bedeutung haben“, zitiert die Theologin einen Ausspruch der englischen Krankenschwester Cicely Saunders.
Sterbende blieben allein
Die größte Herausforderung war die Corona-Pandemie. Es gab wenig Begegnungsmöglichkeiten, viele Tests und die Arbeit war für alle Mitarbeitenden belastend. „Aber am Schlimmsten fand ich, dass die alten Menschen manchmal in ihren Zimmern isoliert waren und dadurch, dass sie so wenig Ansprache hatten, immer schneller abbauten“, erinnert sich Meder. „Es tat mir in der Seele weh, dass Angehörige nicht zu ihren Lieben gehen konnten, dass Sterbende allein blieben, dass selbst ich als Seelsorgerin manchmal nicht präsent sein konnte. Das war hart.“ Vieles an Vertrauen sei da zerbrochen, Bitterkeit und Befremden darüber bis heute zu spüren. „Die Schwierigkeiten in der Kommunikation liegen wie ein Schatten über dieser Zeit.“
Die Versuche, Gottesdienste in die Zimmer zu übertragen sei mit dem persönlichen Kontakt nicht vergleichbar gewesen; dankbar war sie für Andachten ihres Kollegen Pfarrer Armin Himmighofen und die Unterstützung anderer Pfarrpersonen, als sie selbst erkrankte.
Meder wird nicht nur als Altenheimseelsorgerin verabschiedet. Pröpstin Henriette Crüwell wird sie gleichzeitig vom aktiven Dienst als Pfarrerin nach einem langen Berufsleben entpflichten. Die aus der Wetterau stammende Pfarrerin fand nach einem USA-Aufenthalt zum Theologiestudium. Das absolvierte sie in Tübingen und Marburg, bevor sie insgesamt 28 Jahre als Gemeindepfarrerin in Offenbach und dem Stadtteil Bieber arbeitete. Zwischen 1999 und 2007 prägte sie zudem als Dekanin des Dekanats Offenbach das kirchliche Leben in der hessischen Region.
In Gemeinde- und Seelsorgedienst fand sie gleichermaßen Erfüllung. „Ich mag Menschen, die offenen und die schwierigen, die anspruchsvollen und die zufriedenen, die, die in sich ruhen und die, die suchen und suchen“, sagt sie. Dabei spiele das Alter keine Rolle. „Alle hoffen darauf, etwas zu finden, wofür es sich lohnt, sich einzusetzen, etwas, auf das man hoffen kann und für das es Sinn macht, morgens aufzustehen.“ Sie habe es in ihrem Dienst als Aufgabe angesehen bei den Menschen die Hoffnung aufrecht zu erhalten getreu des Mottos „Da kommt noch was“. Und das war in der Gemeinde genauso wie in der Seelsorge von hochaltrigen Menschen.
Für ihren Ruhestand hat sie keine konkreten Pläne. „Ich bin krankheitsbedingt froh über alles, was geht. Bedarf an Begleitung gibt es genug“, sagt sie und schaut hoffnungsvoll nach vorn: „Ich bleibe von ganzem Herzen Pfarrerin, aber ich darf nun wählen, wo ich mich einbringen möchte, ich bin nicht mehr verpflichtet dazu. Mein Wunsch für den Ruhestand: Immer ein Stückchen Himmel im Blick.“ Bernd-Christoph Matern
Der Abschiedsgottesdienst für Angelika Meder in der evangelischen Martinskirche Bad Ems (Kirchgasse 16) mit Pröpstin Crüwell und Dekanin Janott am Sonntag, 8. Oktober, beginnt um 15 Uhr.
Zu den Fotos:
Als Blumenstrauß, der dankbar macht, empfindet Angelika Meder ihren Dienst als Pfarrerin und Altenheimseelsorgerin. Groß war die Freude über die Balkongottesdienste nach dem ersten Lockdown der Corona-Pandemie; doch die Herausforderungen dauerten lange an und hinerließen seelische Wunden. Fotos: privat/becrima
Zum Foto:
Als Blumenstrauß, der dankbar macht, empfindet Angelika Meder ihren Dienst als Pfarrerin und Altenheimseelsorgerin. Foto: privat