Renate Köpper führt aus regnerischem Lahntal ins Licht der Provence
Förderverein zur Renovierung der Kaiser-Wilhelm-Kirche Bad Ems hatte zum Vortrag eingeladen
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (5. Okober 2022) Trotz des Herbstwetters mit regnerischen Abschnitten fanden 40 Personen am 26. September den Weg ins evangelische Gemeindehaus an der Martinskirche in Bad Ems. Zu einem Vortrag von Renate Köpper über den „Zauber der Provence“ hatte der Förderverein zur Renovierung der Kaiser-Wilhelm-Kirche eingeladen. Dessen Vorsitzender, Karl-Werner Köpper, begrüßte herzlich und informierte über die weiteren Vorhaben des Vereins bis zum nächsten Frühjahr: In diesem Jahr wird aufgrund der unsicheren Pandemielage keine weitere Veranstaltung mehr stattfinden. Geplant sind aber wieder eine Plätzchen-Backaktion und die Gestaltung von Adventskränzen auf Bestellung. Dazu erfolgen rechtzeitig nähere Hinweise. Ein Vogelstimmenkonzert auf der Eule-Orgel in der Martinskirche, gespielt von Dekanatskantor Martin Samrock, und ein Vortrag von Pfarrer Stefan Fischbach über die St. Kastorkirche in Dausenau mit zu einem späteren Zeitpunkt folgender Besichtigung werden den Auftakt im Jahr 2023 bilden.
Renate Köpper, Schwester des Vorsitzenden, entführte die Besucherinnen und Besucher mit ihrem Foto-Vortrag in die reizvolle Provence. Sie ist eine Liebhaberin dieser Region und hat sie mehrmals besucht. Die gezeigten Bilder stammten von Isolde Nowak. Die Provence im Südosten Frankreichs grenzt an Italien und das Mittelmeer. Bekannt ist die Gegend vor allem für ihre abwechslungsreichen Landschaften, die von den südlichen Alpen und der flachen Camargue bis hin zu hügeligen Weinbergen, Olivenhainen, Pinienwäldern und Lavendelfeldern reicht. Den Süden der Provence bildet die Côte d'Azur (oder französische Riviera) mit dem eleganten Nizza und glanzvollen Urlaubsorten wie Saint-Tropez oder Cannes.
Der Foto-Streifzug zeigte nicht nur Landschaft, sondern auch viel Geschichte, beginnend mit der wohlbekannten Brücke von Avignon und dem Papstpalast, der von 1335 bis 1430 die Residenz verschiedener Päpste gewesen ist. Der Pont du Gard zwischen Avignon und Uzés auf der Höhe des Ortes Bégude de Vers-Pont-du-Gard stammt aus römischer Zeit und ist der höchste Aquädukt weltweit; 1985 wurde die hervorragend erhaltene Brücke zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Der „Steinbruch der Lichter“ (Carrières des Lumières) in der Nähe des mittelalterlichen Dorfes Les-Baux-de-Provence ist eine multimediale Kunstausstellung, die auf massive Kalksteinmauern eines ehemaligen Steinbruchs projiziert wird. Begleitet von Musik zeigt eine 40-minütige Lichtshow mit jährlich wechselnden Themen, 2019 zum Beispiel war es van Gogh.
Les-Saintes-Maries-de-la-Mer liegt mitten im Herzen der Camargue und ist wegen ihrer historischen Sehenswürdigkeiten und der alljährlichen Wallfahrt bekannt. Das älteste Gebäude ist die Wehrkirche. Der Legende nach ist die Heilige Sara auf der Flucht aus Israel mit einem Schiff in Südfrankreich gelandet. Seit Jahrhunderten pilgern an Pfingsten Tausende dorthin, um die „schwarze Jungfrau“ zu feiern. Die Gardians (Reiter) mit den breitkrempigen Hüten wirken wie Cowboys, wenn sie der Heiligen Sara den Weg zum Meer bahnen.
Von Saint-Rémy-de-Provence, einer südfranzösischen Kleinstadt im Département Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur führte die Reise weiter nach Noves, wo Stierkämpfe dargeboten werden, allerdings anders als in Spanien. Anfang des 18. Jahrhunderts traten junge Landarbeiter gegen die Stiere an, aber nicht, um sie zu töten. Den Stieren wurden vielmehr Kokarden (Stofftrophäen) an die Hörner gebunden, und die mutigen jungen Kämpfer (Razeteure) versuchten dann, sie den Tieren wieder zu entreißen. Aus dieser sogenannten „Course libre“ entstand dann Ende des 19. Jahrhunderts die heutige „Course Camarguaise“.
An der Südflanke der Hügelkette Monts de Vaucluse ist der Ort Gordes auf einem Felsvorsprung aufgepfropft und thront über dem Tal des Flusses Coulon gegenüber dem als Naturpark ausgewiesenen Luberon-Gebirge.
L‘Isle-sur-la-Sorgue im Département Vaucluse, das „Venedig des Comtat“, ist von Kanälen umgeben und ein Ort, der im Rhythmus des Flusses lebt. Floh- und Antikmarktfreunde sind hier an der richtigen Stelle. Den Schlusspunkt markierte das Cafè de la Nuit in Arles, bekannt durch das Gemälde von van Gogh.
Die Fotos vermittelten beeindruckende Impressionen der Provence und machten Lust, den Koffer zu packen und diese herrliche Gegend selbst zu erkunden. Die Besucherinnen und Besucher dankten Renate Köpper mit einem herzlichen Applaus für ihren Vortrag. Ein Umtrunk mit französischem Wein, Käse und Käsegebäck bot die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und den Abend fröhlich ausklingen zu lassen. Hartmut Bargmann

Junge Menschen in Blick nehmen und Flüchtlingsdebatte versachlichen
Kirchensynode fällt wichtige Entscheidungen: Jugend checkt Beschlüsse, keine Personen-Obergrenze für Vorstände
FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (6. Dezember 2024) Eine prall gefüllte Tagesordnung prägte die Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Eigene Beiträge zum Klimaschutz wurden beraten, die Flüchtlingssituation und Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt. Und auch die Interessen der Jugend wurden während der Tagung gestärkt.
„Positiv finde ich beispielsweise, dass für die nächste Kirchenvorstandswahl im Juni 2027 auch Jugendliche wahlberechtigt sind, die erst am 1. September das 14. Lebensjahr vollenden“, sagte Nicole Wiehler, Synodale des evangelischen Dekanats Nassauer Land, nach der viertägigen Tagung. Das bedeute, dass der dann aktuelle Konfi-Jahrgang im Frühjahr bereits für die Wahl sensibilisiert werden kann. Wichtig hält sie auch eine Änderung bei der Zahl der zu wählenden Kirchenvorstandsmitglieder, die sich an der Mitgliederzahl der Evangelischen orientiert. „Es gibt nur noch ein Minimum an Personen, die ihm angehören müssen, aber keine Obergrenze mehr.“
Im Sinne der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen wurde ein so genannter Jugendcheck beschlossen. Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau sollen beratend in den Entstehungsprozess von Verordnungen und Kirchengesetzen eingebunden werden und so eine wirkungsorientierte Gesetzesfolgenabschätzung aus Sicht der Jugend einbringen. Er soll nach einem Jahr evaluiert werden, um zu sehen, ob es etwas bringt, so Wiehler.
Kirchensynode und Kirchenleitung hatten außerdem einmütig eine Resolution verabschiedet, die fordert, die Debatte über Migration und Geflüchtete zu versachlichen. „In der aktuellen Debatte werden vielfach Fakten verdreht, wird pauschalisiert, wird bewusst Stimmung gegen Geflüchtete gemacht und werden mittlerweile Menschenrechte und rechtsstaatliche Prinzipien offen infrage gestellt“, heißt es darin. Hier finden Sie den Text im Wortlaut. Die Resolution wurde auch an die hessische und die rheinland-pfälzische Landesregierung gegeben.
„Pauschale Abschiebungen sind in der Realität oft keine Lösung, und Menschen, die Flüchtlingen helfen, sind nicht automatisch kriminelle Schlepper. Migration ist ein Bestandteil unserer christlich-jüdischen Tradition. Unsere Gesellschaft braucht Migration, um sich weiterzuentwickeln und zu bestehen. Ich freue mich über die Klarheit, mit der Synode und Kirchenleitung dies zum Ausdruck bringen“, kommentierte Birgit Pfeiffer, Präses der Kirchensynode der EKHN.
Daran anknüpfend entschied die Synode, den 2014 eingerichteten Flüchtlingsfonds der EKHN mit weiteren 3,39 Millionen Euro aufzustocken und seine Laufzeit bis 2030 zu verlängern. Diesen Fonds hat die EKHN in den vergangenen zehn Jahren mit insgesamt 23,9 Millionen Euro ausgestattet, um eine unabhängige Asylberatung im Gebiet der EKHN sowie Willkommens-Projekte in Dekanaten und Gemeinden und Flüchtlingsarbeit in Kindertagesstätten zu finanzieren. Die Aufstockung soll u.a. die Fortsetzung der unabhängigen Asylberatung ab 2028 ermöglichen.
Sensibilisierung für sexualisierte Gewalt im Fokus
Matthias Schwarz, Betroffenenvertreter im Beteiligungsforum der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN, berichtete der Kirchensynode der EKHN von den Entscheidungen, die die EKD-Synode Anfang November getroffen hat: „Zum einen wurde das Disziplinarrecht geändert, sodass Betroffene in einem Disziplinarverfahren besser informiert, geschützt und begleitet werden. Außerdem wurde ein Maßnahmenplan beschlossen, der die Erkenntnisse der ForuM-Studie umsetzt. Dazu gehört, dass ein Recht auf Aufarbeitung festgeschrieben werden soll, und dass Standards für Prävention, Intervention, Dokumentation und Meldestellen EKD-weit festgelegt werden sollen.“
Aus dem anschließenden Bericht der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN ging hervor, dass die Kirche im laufenden Jahr viele Veranstaltungen in Gemeinden und Einrichtungen durchgeführt hat, die wesentlich zur Sensibilisierung beitragen. Dieser Weg soll im kommenden Jahr mit Schulungen in jedem Dekanat, einem Online-Format zu Interventionsfragen und einer Basisschulung fortgesetzt werden. Außerdem werden die EKHN, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Diakonie Hessen ab dem Frühjahr in einer gemeinsamen Aufarbeitungskommission die Arbeit der ForuM-Studie fortsetzen. Fälle sexualisierter Gewalt sollen quantitativ erhoben, vorherrschende Risiko-Strukturen qualitativ analysiert, der Umgang mit Betroffenen untersucht sowie die institutionelle Aufarbeitungspraxis evaluiert werden.
Transformation der Landeskirche
Bereits seit einigen Jahren befindet sich die EKHN in einem Transformationsprozess, um sich an veränderte Bedürfnisse der Mitglieder, zurückgehende Mitgliederzahlen und Kirchensteuermittel anzupassen. Ein Bericht zur Weiterarbeit an diesem Prozess unter dem Namen ekhn2030 beschreibt Fortschritte, Herausforderungen und Pläne im Transformationsprozess der EKHN.
Schwerpunkte des Prozesses unter dem Namen ekhn2030 sind Strukturreform der Verwaltung, Digitalisierung, Klimaschutz, Zusammenarbeit in Nachbarschaftsräumen, Personalgewinnung, die Etablierung von hauptamtlichen Verkündigungsteams. Bis 2030 sollen damit 140 Millionen Euro eingespart werden aber auch Mittel für Innovationen festgelegt werden.
Nicole Wiehler betonte in diesem Zusammenhang, dass die im Gesetz verankerten Verkündigungsteams zwar nur die hauptamtlich Beschäftigten betreffen; „aber natürlich sind zur Verkündigung in unserer Region die vielen ehrenamtlich agierenden Menschen nicht wegzudenken“, so die Pfarrerin aus Gemmerich.
Zu den Fotos:
Umfassend war die Tagesordnung der Kirchensynode zu deren Herbsttagung. Unter anderem ging es um eine Versachlichung in der Flüchtlingsdebatte. Außerdem wurde versucht, die Interessen Jugendlicher und junger Menschen in den Fokus zu rücken bei der Verabschiedung von Verordnungen und Kirchengesetzen. Fotos: Volker Rahn