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Anpacker verwandeln Bornicher Pfarrgarten in blühenden Ort lebendiger Begegnungen

Evangelische Kirchengemeinde dankt mit Helfer-Fest anpackenden Generationen 

BornichPG290821Herein becrima BORNICH. (14. Oktober 2021) Verwildert und verwuchert sah er aus, der Pfarrgarten von Bornich. Doch jetzt erstrahlt die Fläche hinter dem Pfarrhaus in wahrhaft neuer Blüte. Zu verdanken ist das nicht nur den beauftragten Fachfirmen, sondern auch dem beherzten Anpacken vieler Bornicher, die Corona nutzten, die Anlage auf Vordermann zu bringen. Sie alle hatte der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde zu einem Helferfest in die neue grüne Begegnungsstätte eingeladen.

BornichPG290821Dach becrima Das knapp 2000 Quadratmeter große Areal hat sich in einen vielseitigen Garten verwandelt. Neben den vor zwölf Jahren angelegten mittelalterlichen Kräuterbeeten grünt und blüht es in Frühling und Sommer jetzt überall. Unterschiedlichste Blumen und Bäume sowie eine von der Ortsgemeinde gestiftete BornichPG290821Bank becrima geschwungene Bank laden zum Verweilen und Genießen ein. Ein neu angelegter Weg schlängelt sich an Rasen, Wild- und Ziersträuchern, Dahlien, einem Springbrunnen und einem überdachten Pavillon vorbei. Mit Steinen der alten Kirchhof-Mauer wurde ein alter neun Meter tiefer Brunnen neu eingefasst und aufgemauert.

BornichPG290821Toiletten becrima Unter dem Gelände wurden Strom- und Wasserleitungen verlegt, sodass in der Dämmerung auch Lampen die Wege und Beete beleuchten können. Außerdem fand dank einer privaten Spende eine behindertengerechte Toilettenanlage   ihren Platz. Eisenteile, die sich beim Aufräumen in der Erde fanden, wurden durch geschickte Hände wieder zu Bänken zusammengefügt. Eine Boule-Bahn gibt es ebenso wie gepflasterte Bereiche, die als Veranstaltungsfläche dienen können. In den vergangenen Sommerwochen wurden dort bereits Gottesdienste und Taufen gefeiert. Auch Weltgebetstag und Frauenfrühstück bewiesen bereits, welch ein lebendiger Treffpunkt da entstanden ist. Zudem befindet sich direkt neben dem neuen kleinen Park ebenfalls auf dem Grund der Kirchengemeinde ein Kinderspielplatz, der von der Ortsgemeinde gepachtet ist.

BornichPG290821Essen becrima BornichPG290821Grill becrima Für Dieter Zorbach, bisheriger Vorsitzender des Kirchenvorstandes, geht dank des Generationen übergreifenden Einsatzes ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, denn Kirchengemeinde bestehe nicht nur aus einem Kirchengebäude oder dem Pfarrhaus, sondern wolle vor allem die Begegnung von Menschen fördern. „Mit dem schönen Pfarrgarten haben wir hier einen wahren Edelstein“, sagte er während eines kleinen Helferfestes, mit dem die Kirchengemeinde den Engagierten einen kleinen Dank aussprach. Auf gut „60 Anpacker“, wie sie Zorbach nennt, konnte sich der eigens gegründete Pfarrgarten-Entwicklungsausschuss der Kirchengemeinde verlassen. Dabei reichte die Bandbreite vom erfahrenen Senior bis zu den jungen Leuten des CVJM. Und auch für die Pflege des Geländes fanden sich schnell Freiwillige, die sich um bestimmte Bereiche kümmern.

BornichPG290821Buchsbaum becrimaBornichPG290821Himmighofen becrima Allen Helferinnen und Helfern, von denen auch in den kommenden Jahren zur Pflege des Gartens noch genügend gebraucht würden, sowie dem „harten Kern“ mit Jürgen Michel, Klaus Müller, Michael Lenz und Eberhard Bauer dankte Zorbach für ihr Wirken, das aus dem Chaos ein kleines Paradies für die gesamte Gemeinde werden ließ. Die Anlage soll Menschen im Ort und Gästen offen stehen. Pfarrer Armin Himmighofen, derzeit Vakanzvertreter, erinnerte die Anwesenden in launischen Worten an die Zeit um 1989, als er als Nachfolger Pfarrer Stellers dort Pfarrer wurde und Ziegen, ein Esel und Hühner den Pfarrgarten bevölkerten. Heute sei so ein Nutzgarten wie er ihn vorfand, um darin zu arbeiten, allerdings kaum noch ein Anreiz, die Pfarrstelle zu BornichPG290821Kreuz becrima übernehmen, dazu sei das jetzige Gemeinschaftswerk eher geeignet.

Und weil das Vorhaben mitten in Bornich die Menschen und Generationen der Gemeinde zusammenbringt, fand das Vorhaben auch offene Ohren bei der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Oberes Mittelrheintal. Als Leader-Projekt wurde so die Hälfte der gut 100.000 Euro-Investition geschultert. „Dieser Garten ist aufgrund seiner zentralen Lage und seiner Größe zu schade, um weiter ein verwildertes und ungenutztes Gelände in der Gemeinde zu bleiben“, heißt es in der Begründung für die hohe Förderung.

Auch wenn dem Garten jetzt erst einmal Herbst und Winter bevorstehen – die Bornicher freuen sich schon aufs kommende Frühjahr, wenn es in ihrem Park wieder grünt und blüht.

Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
„Hereinspaziert!“, sagt Dieter Zorbach vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Bornich und öffnet den neu angelegten Pfarrgarten. Viele Hände packten an, um in der Corona-Zeit die verwilderte Fläche in einen grünenden Park lebendiger Begegnungen zu verwandeln. Die Bornicher freuen sich auf den kommenden Frühling und Sommer, wenn in dem Garten nicht nur gegrillt werden kann, sondern auch noch andere Formen der Begegnung dort zu erleben sind. Fotos: Bernd-Christoph Matern

20JahreAntjeDorn Quer Foto coby U Weidner

Pfarrerin Antje Dorn ist seit 20 Jahren Pfarrerin in Kördorf

Theologin betreut sieben Ortsgemeinden – Beginn mit Handkäs und Musik

 KÖRDORF/RHEIN-LAHN. (12. April 2023) Vor 20 Jahren wurde Antje Dorn ordiniert und damit zum Pfarrdienst berufen, den sie seither in Kördorf und Obernhof ausübt. Neben der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums gehören dazu Seelsorge, Taufen, Trauungen und Bestattungen. Zum Runden Jubiläum gab es einen besonderen Festgottesdienst.

„Ich vergesse nie meinen Einstieg in die Gemeinde, es gab ‚Handkäs mit Musik‘‘“, sagte die Pfarrerin. Tatsächlich handelte es sich nicht um ein Festmenü zu ihrer Begrüßung, sondern so lautete das Theaterstück der Kördorfer Theatergruppe, die 1981 zum ersten Mal und bis vor der Pandemie in jedem Jahr im Evangelischen Gemeindehaus spielte. Es war für die junge Pfarrerin ein Schlüsselerlebnis. Schon damals habe sie die Gemeinsamkeit und das Miteinander in der Gemeinde sehr stark wahrgenommen. Bei der Aufführung hörte sie auch zum ersten Mal die Gespräche der Menschen in der Einricher Mundart. „Es hat mir nie Probleme bereitet, zu verstehen“, so Antje Dorn.

Sie kam am 1. Januar 2003 nach Kördorf. Der 1. Januar und die ersten Tage im Januar waren immer die Tage der Theateraufführungen in Kördorf, zu der die mehr als 30 Mitwirkenden jährlich rund 1500 Besucher zählten. „Das ehrenamtliche Engagement und die Tatsache, dass die Gruppe den Erlös aus den Aufführungen in jedem Jahr an Kindergärten, die Sonderschule oder für Ferienfreizeiten der Kinder spendete, habe ich immer bewundert.“

Antje Dorn wuchs in Hofen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Limburg an der Lahn auf. Nach dem Abitur studierte sie in Wuppertal, Tübingen und Heidelberg Theologie. Sie erzählte, dass sie immer daran interessiert war, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. So engagierte sie sich beispielsweise in einem Patientinnenbesuchskreis in der Medizinischen Klinik in Tübingen. Nach dem ersten theologischen Examen im Jahr 1997 stand für sie eine dreijährige Wartezeit auf einen Vikariatsplatz an. In dieser Zeit erlernte sie den Beruf der Erzieherin. Sie sammelte verschiedenartige Erfahrungen, aber sie knüpfte auch Kontakte zu Menschen, die wenig oder gar nichts mit der Kirche zu tun hatten. „Mein Blick weitete sich für vielfältige Probleme, die Menschen mit Kirche und dem Christentum haben können.“

Danach folgte das zweijährige Vikariat in zwei Dörfern in Rheinhessen von September 2000 bis Juni 2002. Hieran schloss sich ein sechsmonatiges Spezialvikariat an, welches Antje Dorn bei der Evangelischen Frauenhilfe in Hessen und Nassau absolvierte.

Dieter Brosch, aktuell Vorsitzender des Kirchenvorstandes in Kördorf, nannte in seiner Ansprache in dem Gottesdienst zu Ehren der Pfarrerin die Beweggründe des Kirchenvorstandes, den 20-jährigen Erinnerungstag zu feiern und nicht erst das Jubiläum nach 25 Jahren. „Wir wissen alle nicht, was in nächster Zeit mit den Kirchengemeinden passiert“, so der Vorsitzende. Er hob den vielfältigen Aufgabenbereich der Pfarrerin hervor. Sie sei Ansprechpartnerin nicht nur für das „Kerngeschäft“ einer Seelsorgerin, sondern auch für Renovierungen in der Kirche oder im Gemeindehaus, der Instandhaltung der Orgel, der Einstellung von Mitarbeitern und vielem mehr. Er würdigte ihren Anspruch, immer „einen Fuß in der Tür zu haben.“

Frei nach dem Motto: Ich kann nicht mitreden, wenn ich keine Ahnung habe, sei sie überall dabei. Ambitioniert und fokussiert, immer alles genauestens geplant. Von Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen höre man, dass sie die richtigen Worte findet. Dass Nähe aufkommt und dass die Menschen immer im Vordergrund stehen. Sie sei besorgt und wolle es immer allen recht machen, was, auch in Bezug auf die Vorgaben der Kirche, nicht immer einfach sei. Für die Zukunft wünschte er ihr Gottes Segen, Kraft und Stärke oder auch ein wenig mehr „Laisser-faire“. Sie könne auch in Zukunft darauf vertrauen, von vielen tollen Menschen umgeben zu sein. Egal, ob ein Baum umgefallen ist und zerkleinert werden muss, Baumaßnahmen erforderlich sind, eine böse Steckdose keinen Strom mehr herausrücken will, für eine Veranstaltung gebacken oder gekocht werden muss: „Sie brauchen nur mit der Glocke zu läuten und schon sind viele helfende Hände zur Stelle.“ Ein positiver Beweis für die Arbeit in den vergangenen 20 Jahren. Antje Dorn ist Beauftragte für Kindergottesdienstarbeit und gibt Religionsunterricht in der Grundschule in Hahnstätten

Kindergottesdienstkinder mit ihren Betreuerinnen Simone Bonn und Caroline Fachinger gratulierten und der Kirchenvorstand hatte sich ein Geschenk ausgedacht – einen gemeinsamen Ausflug. Gabriele Spitz bedankte sich für die gemeinsame Zeit im Kirchenvorstand und expliziert auch für die gewonnenen Einblicke und Erkenntnisse in religiöse Zusammenhänge.

Antje Dorn betonte, dass ihr die Beziehungen, die sich bis heute durch ihre Arbeit ergaben, viel bedeuten. „Die Gemeinschaft, das Miteinander in den Gruppen, in der Gemeinde, in den Vereinen, der Kindergottesdienst, das sind Schätze, die entstanden sind und die ich bereichernd finde.“

Im Namen der Ortsbürgermeister richtete Volker Feldpausch aus Attenhausen Grußworte an Pfarrerin Dorn. Ein Orgelnachspiel des Liedes „Bleib bei mir Herr“ vom Organisten Uwe Weiland war der Wunsch von Antje Dorn. Die Kollekte in Höhe von 670 Euro ging an die Erdbebenopfer.

Ein gemeinsames Essen in Zusammenarbeit mit den Gemeindemitgliedern rundete den Vormittag ab. Uschi Weidner

Zum Foto:

Über einen Gutschein für einen Tagesausflug mit ihrem Kirchenvorstand freute sich Antje Dorn. Ziel wird die Abtei Marienstatt bei Hachenburg im Westerwald sein. Foto: Weidner

Arbeiten unter Pandemiebedingungen: Pflegestützpunkte öffnen sich

Persönliche Beratungen und Hausbesuche auch im Rhein-Lahn-Kreis wieder möglich

PSP großMAINZ/RHEIN-LAHN. (11. August 2020) Die Pflegestützpunkte in Rheinland-Pfalz öffnen sich wieder schrittweise für persönliche Beratungen und bieten bei Bedarf auch wieder Besuche im häuslich-familiären Bereich an.

Um die Infektionsrisiken bei der persönlichen Beratung möglichst gering zu halten, wurde ein Hygienekonzept erarbeitet. So ist während den Beratungsgesprächen regelmäßig das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (Alltagsmaske) erforderlich. Es gelten weiterhin die bekannten Abstands- und Hygieneregeln. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Pandemie werden die Maßnahmen regelmäßig angepasst.

Um Zusammenkünfte mehrerer Besucher zu vermeiden, sind persönliche Beratungen nur nach vorheriger Terminvereinbarung mit dem Pflegestützpunkt möglich. Da der Besucherverkehr an den Pflegestützpunkten noch eingeschränkt ist, wird darum gebeten, vor Besuchen einen Termin zu vereinbaren.

Die Kontaktdaten aller rheinland-pfälzischen Pflegestützpunkte gibt es auf der Website des Sozialportals Rheinland-Pfalz:

https://sozialportal.rlp.de/aeltere-menschen/pflegestuetzpunkte/

In Rheinland-Pfalz gibt es flächendeckend und wohnortnah 135 Pflegestützpunkte. Sie sind zentrale Anlaufstellen rund um die Pflege und bieten eine gemeinsame, unabhängige und trägerübergreifende individuelle Pflegeberatung an.

Wegen der vom Corona-Virus ausgehenden Gefahren wurden die Pflegestützpunkte vorübergehend für den unmittelbaren Kundenverkehr geschlossen. Für Personen, die Hilfe benötigten, wurde eine verstärkte Beratung per Telefon und E-Mail angeboten.

Die Pflegestützpunkte im Rhein-Lahn-Kreis sind telefonisch wie folgt zu erreichen:

  • Bad Ems, Kirchgasse 15-17 – Tel.: 02603/5750 + 70587
  • Diez, Friedhofstraße 19 – Tel.: 06432/919813 + 9528870
  • Lahnstein, Gutenbergstraße 8 – Tel.: 02621/940820 + 940869
  • Nastätten, Borngasse 14a – Tel.: 06772/939614 + 939620

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Corona kann keine Strafe Gottes sein

In der Liebe Gott erfahren: Pater Peter Harr propagiert in Lebenswerk, dem Egoismus das „Du“ entgegen zu setzen

KOBLENZ/RHEIN-LAHN. (10. Mai 2021) „Corona kann keine Strafe Gottes sein!“, sagt Pater Peter Josef Harr. Das ist nur eine kleine aktuelle Ableitung aus dem, was der Theologe in seinem neuen Buch veröffentlicht hat. Ende vergangenen Jahres zog sich der gebürtige Lahnsteiner und Pater der Arnsteiner Ordensgemeinschaft endgültig aufs Altenteil zurück und von Bad Ems nach Koblenz. Sein Buch „Was eigentlich glauben wir?“ ist neben einem wunderschönen Abschiedsgeschenk an die Zeit im Rhein-Lahn-Kreis, ein tiefsinniges und weises Resümee seiner theologischen Bibel-Studien und Erfahrungen, die der 72-Jährige als vertrauensvoller Begleiter unzähliger Menschen und Beobachter der Gesellschaft gemacht hat. Es ist zugleich eine Antwort, wie der eruptive Einbruch des christlichen Glaubens mit einer negativen Entwicklung der Gesellschaft und deren Verunsicherung einhergeht.

Mit den 524 eng bedruckten Seiten in acht Kapiteln beschert Harr viel mehr als nur eine „biblisch spekulative Reflexion über das Christentum“, wie es fast etwas vorsichtig bescheiden im Untertitel heißt. Sein Buch ist ein Plädoyer für die Liebe. Ein großes Wort, das gleichzeitig mit einem großen Geheimnis verbunden ist. Und eben jenem Geheimnis spürt der Theologe nach. Mit oberflächlichen zeitgeistigen Interpretationen, dass man etwa erst sich selbst lieben müsse, um andere lieben zu können, gibt sich der Autor nicht zufrieden. Er geht dem Geheimnis viel tiefer auf den Grund und sucht nach Hinweisen und Wegen, wie dieses zutiefst menschliche Grundbedürfnis mit Gott, Jesus Christus und dem Alten wie Neuen Testament der Bibel in Einklang steht.

WrtlichHarrDabei spricht aus dem Werk nicht nur ein kluger Theologe, sondern auch der erfahrene Seelsorger, der Zeit seines Lebens nah bei den Menschen war und deren Ängste und Sorgen kennt. Nicht umsonst beginnt das Werk mit der so schlicht wirkenden Weisheit des Schlagers „Nur die Liebe lässt uns leben“ von Mary Roos. „Dem Anderen das Beste wollen, dass er glücklich werde“, ist ihm als Definition zu wenig, sei es doch mit einem Eigeninteresse des Liebenden verbunden, was das Beste ist. „Zum Wesen der Liebe gehört notwendig die Freiheit“, schreibt Harr, was keinen Freibrief für Willkür bedeute. Seine Schlussfolgerung: Der heutige Mensch, wenn er als Mensch überhaupt noch eine Zukunft haben will, müsse aus der Verabsolutierung seines Nur-Ichs, sprich des Egoismus, wieder zum „Du des Mitmenschen“ zurückfinden, um in der Begegnung mit ihm erst „er selbst“ zu werden.

Aus dem kindlichen „lieben Gott“ wird ein Gott, der selbst die Liebe ist. „Jeder, der liebt, erkennt Gott“, ist eine Kern-These des Autors. Dabei denkt der Theologe, Philosoph, Deutsch- und Religionslehrer nicht von oben herab, sondern vom Menschen her. Der evangelische Pfarrer Wilhelm Schmidt, ehemaliger Vorsteher des Diakoniewerks Friedenswarte in Bad Ems und ein Freund Harrs, bringt das im Vorwort so zum Ausdruck: „Peter Harr entwickelt eine Theologie von unten.“ Die setze nicht bei den „theologischen Loci“ von Gott, Christus und Kirche an, „sondern beginnt bei dem Menschen in seiner existenziellen Angewiesenheit auf Kommunikation und Liebe“.

In den Betrachtungen, die auf dem Johannes-Evangelium basiert, wo es heißt „Wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott“, wird die Bibel nicht mehr in eine Zeit vor und nach Christus, vor und nach Ostern unterschieden. Vielmehr bildet die Dreifaltigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Grundlage. Es lohne, die Welt von dieser Struktur her zu denken, erklärt Harr. So sei der Heilige Geist eine Klammer, die die Bibel sowohl als wahres Menschen- als auch Gotteswort verbinde, wie Wilhelm Schmidt schreibt. Die Bibel werde nicht als Sammlung geschichtlicher Dokumente gesehen, sondern als Gesamtentwurf. „Harr setzt gleichsam Mose, Abraham und die Propheten mit Jesus an einen Tisch und bringt sie in fruchtbare Gespräche miteinander und mit uns.“

Mögen sich Theologen daran reiben – für Harr ist diese Art Lebenswerk eine Erkenntnis aus Hinhören und -sehen in seiner Jahrzehnte währenden Erfahrung mit menschlichen Schwächen und Stärken in aller Welt. Vor allem seit seiner ihn tief prägenden Zeit von 1994 bis 2007 als Priester in Argentinien sieht er Glaube, Welt und Heilige Schrift mit anderen Augen, insbesondere eben denen der Liebe. „Ich lese die Texte und erkenne Dinge, die ich vorher gar nicht erkannt habe“, erinnert er sich an die sich verändernde Bibellektüre und den Beginn der Gedanken, die er in dem Buch zusammengefasst hat. Schon vor 20 Jahren hatte Harr eine bemerkenswerte zeitkritische Analyse unter dem Aspekt der Liebe mit der Überschrift „Bedrohtes Menschsein“ verfasst, die im LIT Verlag erschien.

„Ich habe in Argentinien so viele arme Menschen gesehen, die fröhlich waren“, erinnert sich Harr. Die Armut habe ihn berührt, vor allem aber, dass die Menschen von dem Wenigen, das sie hatten, alles geteilt haben. „Wir müssen mit offenen Augen durch die Welt gehen, auch bei uns gibt es Armut“, sagt der Theologe und Autor. Dabei ist Harr kein Träumer. Der Mensch sei ein schwaches Wesen und es sei ein schwieriger Prozess, den Egoismus, das Habenwollen, zu stoppen. Der Mensch wolle die Welt in den Griff bekommen, selbst Gott sein. Wer die Welt aber wirklich begreifen und verstehen wolle, dem helfe die Auseinandersetzung mit der Bibel, wirbt er für das Buch der Bücher. „Die Menschen müssen wieder Sensibilität entwickeln, Empathie, die Fähigkeit des Mitleidens!“, wünscht er sich nach 45 Dienstjahren als Priester. „Der Himmel ist kein Ort, der Himmel ist eine Beziehung“, sagt er. Jeder neue Tag sei eine Chance, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Gott könne nicht strafen, wenn er die Liebe sei, hält er auch die Corona-Pandemie für keine von Gott gewollte Krankheit und Krise, zumal es sich nur um ein punktuelles Ereignis handele, die Liebe aber die Dimension der Ewigkeit eröffne. Bernd-Christoph Matern

Peter Josef Harr: „Was eigentlich glauben wir?“
GRIN Verlag 2020
ISBN 9783346226686

Zum Foto:
Nur die Liebe lässt uns leben: Pater Peter Harr hat zum Abschluss seiner Dienstzeit ein Buch publiziert, wie das menschliche Bedürfnis nach Kommunikation und Liebe mit dem christlichen Glauben verbunden ist. Foto: Matern

Auch im Internet Urheber- und andere rechtliche Vorgaben beachten

Landeskirche, Zentrum Verkündigung und EKD bieten hilfreiche Antwrten auf viele Fragen

RHEIN-LAHN. (8. April 2020) Derzeit werden im Dekanat NassauaParagraphenFragen becrima er Land aufgrund der Coronakrise große Mengen an Daten und Beiträgen in jedweder Form ins Internet hochgeladen. Doch Vorsicht: Dabei sind viele unterschiedliche Rechte, insbesondere auch das Urheberrecht zu wahren, um weder mit dem Siebten Gebot noch mit den Rechteinhabern in Konflikt zu geraten. 

Wer außer seinem eigenen Text, seinem selbst geschossenen Foto oder seinem selbst komponierten Lied Werke Dritter publiziert, sollte die rechtlichen Genehmigungen dafür eingeholt haben, selbiges gilt auch für die Abbildung von Personen. Urheber-, Nutzungs- und Perssönlichkeitssrechte gelten grundsätzlich für den gedruckten Gemeindebrief ebenso wie für den elektronisch verschickten Newsletter oder das aufwändig gedrehte Video auf YouTube und anderen digitalen Plattformen.

Die Website des Zentrums Verkündigung der Landeskirche bietet hilfreiche Infos zu Gema und Nutzungsrechten. Grundsätzliche Infos zu rechtlichen Fragen sind auch auf der Website der EKHN hier zusammengefasst. Auch die EKD bietet Informationen auf einer Website, die viele Fragen aus Kirchengemeinden klären kann. Diese finden Sie hier.