19 Stiftskirche becrima

Advent im Nasssauer Land – 19. Tür

RHEIN-LAHN. (19. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen.   Johannes 1, 5

Ich versuche mir, diesen Bibelvers vorzustellen. Es klappt nicht. Wenn das Licht im Finsteren scheint, wird die Finsternis zumindest heller. Ob sie will oder nicht. Sie muss das Licht nicht erst „ergreifen“.

Zwischen Gott und den Menschen läuft das offenbar anders. Ein Schalter ist eingesetzt, den der Mensch bedienen muss. Er/sie muss das Licht wollen. Gott dringt nicht unerlaubt ein.

Und so kann es sein, dass Gott mit seinem himmlischen Licht scheint, und Mensch merkt es nicht. Oder schüttelt den Kopf: Nein, danke. Und dann bleibt eine Finsternis unbehelligt.

Wenn wir in diesen Tagen Menschen in unsere Kirchen oder – coronabedingt – auf die Plätze und Straßen einladen, dann ist es gut, dieses kleine klare Stück Distanz dabei zu haben. Wir machen unsere Sache gut, auch so „schön“ wir nur können. Wir bereiten dem Licht Gottes so, wie wir es nur vermögen, Bahn. Aber wir haben weder Gott in der Hand, dessen Geist weht, wo er will, noch die Menschen und ihre Schalter.

Jede und jeder darf entscheiden, ob sie und er sich berühren lassen will.

Und wir machen uns, hoffentlich fähig zu gesunder Selbstkritik, nicht abhängig von den Einschaltquoten.

Dekanin Renate Weigel

SWR Corona2711 2021 SWR

Kirchengemeinden stellen sich auf Corona-Advent und -Weihnachten ein

An Rhein, Lahn und Aar reagieren evangelische Vorstände auf dramatisch steigende Inzidenz- und Todeszahlen

RHEIN-LAHN. (19. November 2021) Immer mehr evangelische Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land bereiten sich angesichts der bundesweit sowie im Rhein-Lahn-Kreis dramatisch steigenden Corona-Inzidenzzahlen und Todesfälle auf alternative Angebote für ihre Advents- und Weihnachtsveranstaltungen einschließlich der Weihnachtsgottesdienste vor. Dabei wird in den Kirchenvorständen an Rhein, Lahn und Aar auch intensiv über eine Zugangsbeschränkung bei Gottesdiensten an den kommenden Sonntagen sowie an Weihnachten nachgedacht, die eine Teilnahme nur noch Personen erlaubt, die entweder genesen oder geimpft sind (2-G-Regel). Nach der neuen Verordnung soll ab nächsten Mittwoch die 3-G-Regel auch für Gottesdienste Pflicht sein. Damit können Ungeimpfte ohne zertifizierten Test, der ncht älter als 4 Stunden ist, nicht mehr an Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen teilnehmen. Deshalb basteln die Gemeinden schon jetzt an digitalen Formaten und Andachten im Freien. Hier finden Sie Infos zur aktuellen Lage und den Verordnungen.

Einen Adventsmarkt rund um die innen illuminierte Markuskirche plant die evangelische Kirchengemeinde Braubach für Sonntag, 28. November. Orgelmusik, Freiluft-Auftritte des Posaunenchors und eine Andacht in der Kirche soll es geben. Hier ein Beitrag dazu im SWR-Fernsehen, das die Aufbauarbeiten begleitet hat (ab Minute 18). Die gesamte Veranstaltung wird unter der 2-G-Regelung stattfinden. Diese Teilnahme-Einschränkung ist ebenso für die Gottesdienste am Heiligabend und den Familien-Gottesdienst mit Krippenspiel am 2. Weihnachtsfeiertag in der Markuskirche vorgesehen.

Sehr konkret geht es in den Kirchengemeinden Dausenau und Hömberg-Zimmerschied zu, wo schon 2020 ein sehenswertes Weihnachtsvideo gedreht wurde, das bislang schon fast 3000 mal aufgerufen wurde. Derzeit produziert die Gemeinde mit Konfirmandinnen und Konfirmanden für jeden Adventssonntag einen Advents-Impuls aus der evangelischen St. Kastorkirche in Dausenau, der ab 1. Advent auf dem YouTube-Kanal der Gemeinde zu sehen ist. Die Heilig-Abend-Gottesdienste sollen auf alle Fälle live gestreamt werden.

Ein Streaming-Angebot ist für Weihnachten ebenso in der evangelischen Kirchengemeinde in Hahnstätten geplant. Auch dort wird eine 2-G-Relegung für Heilig Abend in Betracht gezogen, wenngleich sich bis dahin in Corona-Zeiten noch viel ändern kann, wie Gemeindepfarrer Urs Michalke einräumt. Aar-abwärts hat auch die evangelische Kirchengemeinde Flacht bereits auf die aktuelle Entwicklung reagiert und möchte seinen Heilig-Abend-Gottesdienst ins Freie verlegen, damit der Gottesdienst auf jeden Fall stattfinden kann. Geplant ist der Platz an der Aartalhalle in Flacht.

Ein musikalisches Projekt startete gestern in Bad Ems. Dort bereiten sich singefreudige Menschen als „Christmas Singers“ bei zwei Proben darauf vor, um an fünf prominenten Stellen mit und für Menschen zu singen. Die Weihnachtsgesänge sollen dann auch digital abzurufen sein. 

Angesichts der sich zuspitzenden Lage arbeitet auch der Krisenstab der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an einer Anpassung seiner Empfehlungen für die Kirchengemeinden, musss dafür aber noch die schriftichen Vorgaben des Landes abwarten, die beschreiben, was das für die kirchengemeindliche Arbeit konkret bedeutet. Der Krisenstab empfiehlt für die gemeindliche Arbeit aber bereits jetzt: Feiertagsgottesdienste sollen so geplant werden, dass Abstände eingehalten, Masken bis zum Platz und auch beim Singen getragen werden –  selbst wenn die Gottesdienste unter 2G-Bedingungen gefeiert werden. Dies empfiehlt der Krisenstab auch für alle anderen gemeindlichen Veranstaltungen in Innenräumen über die Gottesdienste hinaus. Er regt zugleich an, wie an den Feiertagen 2020 verstärkt digitale Formate zu prüfen, wie etwa live gestreamte Gottesdienste, um möglichst vielen Menschen die Beteiligung zu ermöglichen.  (bcm)

Hier erhalten Sie tagesaktuelle Informationen über die aktuelle Corona-Entwicklung im Rhein-Lahn-Kreis.

Zahlreiche Anregungen für coronabedingte Alternativen bietet das Zentrum Verkündigung der EKHN.

Zum Foto:
Schon im vergangenen Jahr setzten viele Kirchengemeinden auf Video-Übertragungen an den Weihnachtsfeiertagen. In diesem Jahr soll verstärkt die 2-G-Regelung die Teilnehmenden in Gottesdiensten vor einer Übertragung des Virus schützen. Foto: Matern

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Advent im Nassauer Land – Tür 6

RHEIN-LAHN. (6. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

O Heiland reiß die Himmel auf

Das Lied ist für mich eins der stärksten. Es gehört zum 2. Advent und gibt eine große Erlaubnis: Verzweiflung und Elend werden nicht ausgesperrt! Vom Tod darf, ja muss gesprochen und gesungen werden. Die Sehnsucht ist nicht süßlich, sondern sie tut weh: Diese Welt ist kaputt, und wir Menschen sind außerstande, sie zu retten!

Gott muss kommen! Mit Macht! Es ist gestattet, in seiner Gegenwart laut zu schreien und sein Handeln einzufordern. Er muss den Himmel aufreißen. Die Wolken müssen ausbrechen, die Erde ausschlagen. Wie sehr wird der „Heiland“ in diesem Lied mit der Erde, ja mit der ganzen Schöpfung in Verbindung gebracht. An ihr wird heute unser ganzes Unvermögen sichtbar.

Und ganz unverbrämt ist auch die Rede davon, dass wir Gottes Wirken vermissen, möglicherweise sogar enttäuscht von ihm sind. Die Frage „Wo bleibst du denn?“ stellen Menschen zu Zeiten von Jesaja, von Friedrich Spee und zu unseren Zeiten auch. Soll Gott endlich einmal „dreinschlagen“?

Unser Wunsch nach dem starken (Mann) Gott, der alles regelt, wird über dem „Blümlein“, dem „Ros“, dem Kind in der Krippe und dem Lamm nicht in Erfüllung gehen.

Das Lied gibt der Sehnsucht einen achtungsvollen Raum. Der Schmerz bleibt. Dafür bin ich Friedrich Spee dankbar. Nichts verletzt mehr als schnelle Antworten.

Die Sache mit Gottes Macht und Gottes Ohnmacht und uns Menschen – wie viele Psalmen und Propheten, wie viele Advent und Weihnachten und Karfreitage und Ostern werde ich noch brauchen, um besser zu verstehen?

Dekanin Renate Weigel

02 JosefKlingelbach 

Advent im Nassauer Land – Tür 2

RHEIN-LAHN. (2. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war und sie nicht in Schande bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu verlassen.   Matthäus 1, 19

Ich will nicht mehr.

Ich kann nicht mehr.

Ich bringe die Leistung nicht, die gefordert ist.

Ich habe keine Lust mehr zu funktionieren.

Ich habe Angst zu versagen.

Ich schade eher als dass ich nutze.

Ich habe keine Lust mehr darauf, dass und wie andere mich beurteilen.

Ich wäre am liebsten krank und verkröche mich unter einer Bettdecke.

Ich wäre am liebsten unsichtbar.

Ich will niemand zur Last fallen.

Ich will hier raus!

Keiner dieser Sätze ist mir völlig fremd. Beim Aufschreiben fällt mir auf, dass sie alle mit „ich“ beginnen. Als Josef denkt „Ich will hier weg!“, besucht ihn ein Engel im Traum. Im schützenden Dunkel der Nacht führt er Josef klar und doch sanft zu einem „du“.

Wie schafft er das? Er nimmt das ängstliche, fragende, überforderte „ich“ des Josef ernst. Er stellt es in den größeren Raum Gottes. Gott geht den Weg. Josef bekommt dabei eine Aufgabe, die er bewältigen kann. Als Josef das versteht, kann er bei Maria bleiben.

Dekanin Renate Weigel

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20 Jahre im Rhein-Lahn-Kreis und Westerwald Erste Hilfe für die Seele geleistet

Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach und Leiterin der Notfallseelsorge wird in den Ruhestand verabschiedet

 02 Braun Steinebach1zeitungRHEIN-LAHN/WESTERWALD. (14. August 2023) Nach mehr als 20 Jahren im Dienst als Pfarrerin für Notfallseelsorge (NFS) im Westerwaldkreis und im Rhein‑Lahn‑Kreis wird Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach Ende dieses Monats mit einem Gottesdienst in Montabaur in den Ruhestand gehen.

Zu Beginn ihres (Berufs-)Wegs studierte sie evangelische Theologie an den Universitäten Bonn, Kiel und Marburg und absolvierte das Vikariat in Kirchengemeinden in Wiesbaden und Diedenbergen sowie an der Missionsakademie an der Universität Hamburg. In den Jahren 1987 bis 2003 war sie in einer Reihe von Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau als Pfarrerin aktiv. Halt und Orientierung gaben ihr insbesondere ihr Ehemann und die drei gemeinsamen Kinder. Pfarrerin Braun-Steinebach erinnert sich gerne, wie viel Ablenkung und Aufmunterung ihr familiäres und auch soziales Umfeld ihr immer wieder aufs Neue gegeben haben. Die Zeit als berufstätige Mutter sei dabei oft fordernd gewesen, aber sie wolle diese Zeit für nichts auf der Welt eintauschen. Auch wenn ihre Kinder natürlich längst erwachsen sind, empfindet sie damals wie heute die von der familiären Bande ausgehende Erdung als ein großes Geschenk.

Oft waren in ihren Kirchengemeinden die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte ähnlich und doch immer wieder verschieden. So nahm etwa die Seelsorge in ihren vielen Facetten (zum Beispiel in der Krankenhausseelsorge) einen weiten Raum ein und von hieraus war der Schritt zur Seelsorge als erste Hilfe in Notfällen nicht weit. Seit Ende der 1990-er Jahre überlegten Pfarrerinnen und Pfarrer der beiden großen Kirchen zusammen, wie Notfallseelsorge im Westerwald und Rhein‑Lahn-Kreis aussehen und organisiert werden könnte. Pfarrerin Braun‑Steinebach war von Anfang an dabei, zunächst ehrenamtlich und ab 2003 dann hauptamtlich im neu geschaffenen Pfarramt für Notfallseelsorge.

Auf dieser Stelle koordinierte und strukturierte sie sowohl die Arbeit der NFS in der Region und übernahm auch selbst Bereitschaftsdienste und Einsätze. Heute gibt es im Westerwald zirka 20 und im Rhein‑Lahn‑Kreis 12 aktive Notfallseelsorgende. „Notfallseelsorge versteht sich aus einer christlichen Motivation heraus als die behutsame, zeitlich unmittelbare Unterstützung von Angehörigen, Beteiligten und Helfenden in psychosozialen Ausnahmesituationen“, so Braun-Steinebach. So leiste die Notfallseelsorge „Erste Hilfe für die Seele“, denn „in Notfällen sind Menschen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch auf Hilfe angewiesen. Ihre Ängste und Verzweiflung bedürfen ebenfalls Zuwendung und Versorgung“.

In all den Jahren habe sich viel geändert, in der Welt wie auch in der Notfallseelsorge. Die Notfallseelsorgen im Westerwald und im Rhein‑Lahn‑Kreis seien mit ihren Einsätzen gewachsen und die Einsatzzahlen hätten sich seit bereits längerer Zeit auf einem stabil-hohen Niveau eingependelt. Braun-Steinebach: „Darin kommt zum Ausdruck, dass es für Menschen selbstverständlich geworden ist, dass Not- und Krisensituationen auch Einfluss auf ihre psychische und seelische Gesundheit haben – neben anderen Folgen wie etwa der körperlichen Gesundheit oder juristische Fragestellungen.“ An diesem gesellschaftlichen Wandel habe die Notfallseelsorge ihren Anteil.

Wie die Notfallseelsorge im Westerwald und Rhein‑Lahn‑Kreis in Zukunft aussehen wird, darüber werde aktuell intern viel nachgedacht und beraten. Sie werde wohl anders sein und einmal mehr die Herausforderung annehmen, sich und ihre Ziele in das Miteinander der Gesellschaft einzubringen, so Pfarrerin Braun‑Steinebach. Sie hat die Hoffnung, dass Notfallseelsorge auch in Zukunft Sinn hat, unabhängig davon, in welchem Gewand sie den Menschen dann begegnet.

Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach am Freitag, 25. August 2023, beginnt um 17.30 Uhr in der katholischen Kirche St. Peter in Ketten in Montabaur. Die Pröpstin für Nord-Nassau Sabine Bertram‑Schäfer wird die Verabschiedungsliturgie aus dem Pfarrdienst leiten.

Zu den Fotos:
Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebachs Berufsleben war von der „Ersten Hilfe für die Seele“ geprägt. Dabei gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter, schulte und beauftragte viele Menschen im Rhein-Lahn-Kreis und im Westerwald für den Dienst in der Notfallseelsorge. Am 25. August wird sie in den Ruhestand verabschiedet. Fotos: Sabine Hammann-Gonschorek